Beginnen wir mit einer schlechten Nachricht: 57 Prozent der österreichischen Unternehmen haben kein DEI-Budget, und nur acht Prozent wollen dies ändern. Die gute Nachricht aber ist, dass es auch eine beträchtliche Zahl an “First Movers” gibt, die längst erkannt haben, dass die Förderung von Vielfalt maßgeblich zum Unternehmenserfolg beiträgt. Außerdem treten ab Jänner 2024 die EU-weiten ESG-Regelungen in Kraft, die (zunächst) Großunternehmen dazu zwingen, ihre Fortschritte transparent zu machen.
Diversität als Zukunftsthema
Dass Diversität ein Zukunftsthema ist, darüber waren sich gestern beim Diversity Leader Circle bei PwC im DC Tower alle einig. Über 100 Diversity Verantwortliche und Entscheider:innen haben sich über ihre Erfahrungen und Best Practices rund um Allyship und DEI ausgetauscht.
Zum Startschuss am Nachmittag boten Workshops zu fünf aktuellen DEI-Themen die Möglichkeit, von und mit Mitstreiter:innen dazuzulernen und Ideen auszutauschen. Jutta Perfahl-Strilka und Johanna Schaller von PwC widmeten sich dem Thema ESG-Reporting, Julia Kreyler-Valsky und Seon-Young Rang von Inclusion Indicator referierten über inklusives Employer Branding, Anke van Beekhuis erklärte den Zusammenhang von Inklusion und dem Fachkräftemangel, Martina Ernst behandelte die Themen Fair Pay und Lohntransparenz, Julia Krenmayer sprach über altersgemischte Teams und last but not least behandelten sheconomy CEO Hermann Sporrer und Manisha Joshi von Ketchum das Thema “Allyship”.
Studie: Wie solidarisch ist Österreich am Arbeitsplatz?
Das Abendprogramm startete mit der Präsentation der Ergebnisse einer österreichweiten Studie von weconomy in Kooperation mit der Kommunikationsagentur Ketchum zum Thema Solidarität im Job.
Ein Auszug der spannendsten Erkenntnisse:
- 10 % der österreichischen Männer und 23 % aller Frauen bezeichnen sich als Feminist:in.
- Die Hälfte (52 %) aller Männer schreitet ein, wenn ein Mitarbeitender in Anwesenheit einer weiblichen Kollegin einen sexistischen Witz macht.
- Bei homophoben Äußerungen würden 72 % der Frauen und 65 % der Männer einschreiten, bei rassistischen Witzen bzw. Verwendung des „N-Wortes“ nur mehr 57 % der Frauen und 45 % der Männer
- 60 % der Befragten geben an, dass es Veranstaltung zur Förderung des Themas „Vielfalt, Inklusion und Gleichberechtigung“ am Arbeitsplatz gibt.
Diversity Drives Business Strategy
Um die Frage, warum Diversität eines der Zukunftsthemen in Unternehmen ist, drehte sich der von Chefredakteurin Michaela Ernst moderierte Roundtable. Die Diskutant:innen Robert Kaup, Managing Director von Tietoevry Österreich, Silvia Kaupa-Götzl, Vorständin der Postbus AG, Ina Herzer, Geschäftsführerin von MSD Österreich, Nicole Prieller, GF Consulting bei PwC Austria, und Kambis Kohansal Vajargah, Head of Start-up-Services WKO gaben wertvolle Einblicke zum Thema “Diversity Drives Business Strategy”. Folgende Key Learnings konnten die Zuhörer:innen mitnehmen.
“Ich fühle mich, als würde ich einen Öltanker anschieben.”
- Top-Down: DEI muss vom Top-Management vorangetrieben werden, dafür braucht es das Verständnis, dass Diversität einen Wettbewerbsvorteil bietet; Um nachhaltige Veränderung zu schaffen, muss es in der Unternehmensstrategie verankert werden, die Instrumente dafür sind schon vorhanden.
- Bottom-up: Es braucht einen vorgegebenen Rahmen von oben, aber auch eine konkrete Zielsetzung, die jeder versteht. Daher muss DEI auch vom Team vorangetrieben werden.
- Veränderung braucht Zeit: Führungskräfte müssen zum Thema hingeführt werden; Man muss sich überlegen, wie man die ganze Belegschaft, vor allem auch die Männer, mit auf die Reise nehmen kann. Und das braucht Zeit, wie Silvia Kaupa-Götzl anschaulich betonte: “Ich fühle mich, als würde ich einen Öltanker anschieben”.
- Awareness: Ein wichtiger Schritt ist es, Awareness für die unterschiedlichen Dimensionen von Diversität zu schaffen. Viele kleine Schritte können dieses Bewusstsein schaffen. Dazu gehört auch, offen anzusprechen, was geändert werden muss.
- Unternehmenskultur: In Zeiten, wo Gesellschaft und Politik wenig Solidarität zeigen, ist das Miteinander in Unternehmen umso wichtiger. Gleichzeitig ist es eine der größten Herausforderungen, nachhaltige Veränderungen in der Unternehmenskultur herbeizuführen. Ziel sollte sein, dass alle Stimmen gehört werden und Menschen sich sicher fühlen, Dinge offen anzusprechen.
- “Mutig sein ist nicht selbstverständlich”: So lautete das Schlussstatement von Nicole Prieller. Der Kern von Allyship ist es, bewusst einzugreifen, aktiv zu werden und für andere einzustehen. Je mehr Menschen ihre Rolle als Ally verstehen, desto leichter wird es für andere mitzumachen.
Den Abschluss bildete eine offene Diskussionsrunde mit Stimmen aus dem Publikum, moderiert von Alexandra Singer. “First Movers”, darunter Herbert Bauer (Coca-Cola HBC), Sandra Straka (Goldman Sachs), Maciej Tadeusz Palucki (Boku) und Katharina Miller (Jobtwins), berichteten über ihre Learnings und Best Practices beim Thema Allyship.
Out now: weconomy Österreich und Deutschland
Parallel zum Event ist das neue weconomy Magazin erschienen, das als Spezialausgabe der sheconomy als letztes Heft des Jahres gelauncht wird. Erstmals gibt es neben der österreichischen auch eine deutsche Ausgabe unter der redaktionellen Leitung von Dagmar Zimmermann. Das Cover ziert Unternehmerin Dr. Irène Y. Kilubi. Sie setzt sich dafür ein, Generationen zu verbinden und erklärt im Interview, warum sie sich dem Thema Altersdiversität widmet. In der Coverstory der Österreich Ausgabe von Chefredakteurin Michaela Ernst diskutieren Sonja Wehsely, Kuntal Baveja, Manisha Alexandra Joshi und Kambis Kohansal Vajargah über Diversität und Solidarität. Das Magazin ist ab sofort in ausgewählten Kiosken in Österreich und Deutschland und in unserem Shop erhältlich, selbstverständlich auch als E-Paper oder Geschenkgutschein.
Und zu guter Letzt war das Event auch der Kick off für die Diversity Leaders Challenge. 30 Unternehmen, die ihre DEI-Initiativen eingereicht haben, stehen auf der Shortlist. Nun ist die Fachjury am Zug, die spannendsten Ideen zu ermitteln. Die beiden besten Initiativen werden bei der Minerva-Gala am 28.04. ausgezeichnet.
Danke an alle Mitstreiter:innen
Im Namen des ganzen she/weconomy Teams bedanken wir uns recht herzlich bei unseren Partnern PwC Österreich, Coca-Cola HBC, Goldman Sachs und Ketchum Österreich und bei allen, die dabei waren.
Aftermovie