Hot Friday!? I am in!

In ihrer Roller als Recruiting und Employer Branding Lead AGS beschäftigt sich Mission Female Member Marie Metzler Glass intensiv mit dem HR Thema „new work“ und seinen Ausprägungen. Was Bewerber:innen wichtig ist und worauf sie bei der Wahl eines neuen Arbeitsgebers achten, erklärt sie in ihrem Gastbeitrag.

Durch meine langjährige Erfahrung im Bereich HR bei diversen Beratungsunternehmen bin ich mit vielen Mitarbeiter:innen und Bewerber:innen in Kontakt und beobachte den Personalmarkt um Trends zu erkennen und um zu verstehen was Bewerber:innen wichtig ist und worauf sie bei der Wahl ihres neuen Arbeitgebers achten.

„New work“ ist der Sammelbegriff mit dem man neue Arbeitsformen bezeichnet. Als Synonym werden auch die Begriffe wie Arbeit 4.0 oder Arbeitswelt 4.0 verwendet. Hierbei geht es um neue Arbeitskonzepte, die die Zukunft der Arbeit definieren. Darunter fallen Konzepte wie die Vier-Tage-Woche, Homeoffice, Remote Work, Jobsharing, New Leadership, agiles Arbeiten, Design Thinking – um nur die wichtigsten zu nennen.

Zeitgemäße Arbeitsbedingungen

Nach was suchen also Bewerber:innen heute? Was gibt den Ausschlag, ob Bewerber:innen sich für oder gegen ein Unternehmen entscheiden? Neben dem Entscheidungsfaktor „Purpose“ sprich „Welcher Aufgabe werde ich inhaltlich nachgehen?“, „Was ist mein Purpose?“ ist ebenso der Faktor Mensch entscheidend. „Mit wem arbeite ich zusammen?“, „Wer ist in meinem Team?“ und vor allem „Wer ist meine direkte Führungsraft?“. Das sind Fragen die sich Bewerber:innen vorrangig stellen. Denn Menschen folgen Menschen nicht Unternehmen!

Zeitgemäße Arbeitsbedingungen werden, in einer anspruchsvoller und komplexer werdenden Arbeitswelt, immer bedeutsamer. Mitarbeiter:innen müssen zunehmend mehr Aufgaben und Verantwortung übernehmen. Sie müssen Neues Erlernen und sich in fachfremde Themen einarbeiten. Durch den Fachkräftemangel entstehen Personallücken, die entweder nicht schnell genug nachbesetzt oder aus Budgetgründen gar nicht erst besetzt werden können. Wenn zudem Führung, Kultur und Arbeitsprozesse immer herausfordernder werden und sich nichts ändert, führt dies zu Frustration und Überforderung bis hin zum totalen Stress und letztendlich Burnout. Immer weniger Mitarbeiter:innen sind bereit, dies zu akzeptieren. Aufgrund des Arbeitnehmer freundlichen Arbeitsmarktes müssen sie es auch nicht mehr!

Freitags hat man frei

Bevor man also gute Mitarbeiter:innen verliert, sollte man sich mit „new work“ Modellen auseinandersetzen und diese umsetzen. Um neue Mitarbeiter:innen zu gewinnen sollte man diese direkt zu Beginn des Recruiting Prozesses aufzeigen. Meiner Erfahrung nach sprechen  Bewerber:innen ihre Vorstellungen sehr selbstbewusst im Interview direkt an und fordern beispielsweise Part-Time-Lösungen.

Also weg mit dem Obstkorb – es sei denn er wird per Fahrradkurier ins Homeoffice geliefert – aber bitte nicht an einem Freitag, denn der ist HOT! Anders ausgedrückt freitags hat man frei!

In einem Interview wurden wir gefragt, ob unser Unternehmen den „hot friday“ anbieten würde. Für all diejenigen, denen dies kein gängiger Begriff ist, die Bewerberin zielte auf die Frage ab, ob die Führungsverantwortlichen an sehr heißen Tagen, den Mitarbeiter:innen den Freitag frei geben würden. Aus der Schule ist so manchen vielleicht noch der Begriff „Hitzefrei“ bekannt. Der interviewende Hiring Manager war zunächst überrascht von der Frage in der ersten Interviewrunde, nachdem er kurz überlegt hatte entgegnete er,  dass wir sehr gut funktionierende Klimaanlagen hätten. Daraufhin konnte die Bewerberin nur Schmunzeln.

So manch einer würde diese Forderung vermutlich als unangebracht empfinden. Zugegebenermaßen ist ein „hot friday“ in einer Unternehmensberatung ebenso wie die Vier-Tage-Woche nur schwer umzusetzen da hier meist die Kund:innen bestimmen wann die Berater:innen wo arbeiten. Ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass wir dies nicht belächeln sollten sondern ernsthaft in Betracht ziehen müssen. Damit meine ich nicht, dass sich Unternehmen durch den steigenden Fachkräftemangel den man gerne auch als „war for talents“ bezeichnet unter Druck setzen und sich komplett verbiegen lassen sollten. Natürlich ist es wichtig und essentiell die Arbeitgeberattraktivität zu steigern aber nicht um jeden Preis.

Neue Arbeitskonzepte, die zur Unternehmenskultur passen

Jedes Unternehmen welches für seine bestehenden Mitarbeiter:innen attraktiv bleiben und neue Mitarbeiter:innen anziehen möchte, sollte allerdings neue Arbeitskonzepte schaffen, die agiles Arbeiten, in seinem Ermessen und passend zur Unternehmenskultur, ermöglichen. Dies erfordert ein aufgeschlossenes Führungsverständnis und ein Denken „outside of the box“ um letztendlich die Zufriedenheit zu verbessern und die Leistung zu steigern. Denn das ist die Zukunft der Arbeit, das ist „new work“.

Laut der aktuellen Studie zum Thema Benefits 2023* erstellt von der Deutschen Personalführung e.V. (DGFP) und Kienbaum, in der 451 Unternehmen aus ganz Deutschland beteiligt waren, gehen folgende Kernaussagen hervor

  • Benefits werden immer relevanter. Die Hälfte der Unternehmen investiert mehr in Benefits als vor drei Jahren.
  • Verbesserung der Arbeitgebendenattraktivität und die Gewinnung von Top-Talenten sind die wichtigsten Strategischen Zielsetzungen.
  • Das Angebot von Mobile-Office-Work ist mittlerweile Standard.
  • Die Möglichkeit von längeren Auszeiten bzw. Sabbaticals ist weit verbreitet.
  • Die Vier-Tage-Woche unter Vollzeitbeschäftigung ist für über 40 % der Unternehmen ein Thema zum Nachdenken.

Nur wer dies beachtet und umsetzt, wird im Kampf um Mitarbeiter:innen und um die besten Talente Wettbewerbsvorteile haben. Noch wichtiger: sie werden Bewerber:innen gewinnen, die zu Mitarbeiter:innen werden, die gerne arbeiten.

*Trendstudie der Deutschen Personalführung e.V. (DGFP) und Kienbaum zum Thema

Zur Person:

Marie Metzler Glass ist Head of Talent Attraction & Acquisition AGS bei Capco – eine international agierende Beratung mit Schnittstelle von Wirtschaft und Technologie. Ihre langjährige HR-Arbeit bei diversen Beratungsunternehmen sowie Ihre Leidenschaft für Recruiting setzt sie ein, um mehr starke Frauen in Führungspositionen zu bringen. Getreu ihrem Motto: empowered women, empower women. Marie Metzler Glass ist zudem Expertin für Employer sowie Personal Branding, dies setzt sie als Markenbotschafterin vor allem auf LinkedIn um. Das Thema „New Work” ist täglicher Bestandteil ihrer Arbeit. Daher ist sie stets auf der Suche nach neuen Trends und freut sich an anregenden Diskussionen teilnehmen zu können um den Arbeitnehmer:innen von Morgen eine spannende Zukunft bieten zu können.

Mission Female GmbH

Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.

https://www.missionfemale.com/ 

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