Vielfalt ist kein Nice-to-have, sondern die Bedingung für zukunftsfähige Organisationen – mit diesem klaren Befund ging der vierte weconomy Summit co hosted by PwC zu Ende. Über den Abend hinweg zeigte sich: Wo Unternehmen Diversität strategisch nutzen, entstehen bessere Entscheidungen, schnellere Umsetzung und messbarer Business Impact. “Human First” war Leitmotiv und Prüfstein zugleich: für Führung, Innovation und Kultur im kommenden Jahr.
Der Summit verband Masterclasses, Keynote, die Auszeichnung der Diversity Leaders 2025 und intensives Networking. Mehr noch: weconomy präsentierte sich einmal mehr als Bewegung, die Wissen teilt und aus Best Practices konsequent Next Practices macht.
Schon in der Begrüßung machten Nicole Prieller und Barbara Redlein von PwC, die Moderatorin des Abends Michaela Ernst sowie Hermann Sporrer, weconomy, deutlich, worum es an diesem Abend gehen sollte: um Menschen – nicht um Kennzahlen.
Der Summit bot inmitten der dichten Vorweihnachtszeit bewusst einen “Kraftplatz”: einen Ort für Austausch, kritische Fragen und kollektives Lernen. Barbara Redlein brachte das in ihrer Begrüßung auf den Punkt: “Dieses Event ist für mich ein Kraftplatz – und das soll es heute auch für euch werden.” Und Nicole Prieller unterstrich, was Zusammenarbeit in einer komplexen Welt leisten kann: “1+1 ergibt 3. Gemeinsam geht es schneller, besser, weiter.”
Damit war der Rahmen gesetzt: Vielfalt nicht nur zu diskutieren, sondern als konkrete Praxis und als harte Business-Logik sichtbar zu machen.

Diversity Leaders 2025: Sechs Kategorien, sechs starke Signale
Im Zentrum des Abends standen die Diversity Leaders 2025 – Organisationen und Persönlichkeiten, die Diversität strategisch, mutig und wirksam vorantreiben. Ausgezeichnet wurde in sechs Kategorien.
Kategorie Erfolgreiche Einzelmaßnahme
Gewinner: Deutsche Bahn AG mit „AgeDiversity@Work”
Presented by Begonia V. Merayo von Why Consult., ging der Award an die Deutsche Bahn für ihre wegweisende Initiative zur Ansprache der oft vergessenen Zielgruppe 50+. „Die Deutsche Bahn verbindet Haltung mit konsequentem Handeln – das schafft Vertrauen und langfristige Wirkung”, so die Jury.
Die Initiative zeigt exemplarisch, wie kleine Änderungen große Wirkung entfalten: Statt „Wir suchen Verstärkung für unser junges, dynamisches Team” heißt es nun: „Wir suchen Verstärkung aus allen Altersgruppen für unser Team”. Menschen im Alter von 50+ werden direkt angesprochen. Die erste speziell entwickelte Recruitingstrategie für diese Zielgruppe verändert nicht nur Worte, sondern auch Bilder und Wahrnehmungen.
Nominiert waren außerdem: ETC – Enterprise Training Center GmbH mit „INCLUSIVE-IT” und Takeda mit ihrer strategischen Inklusion einer gehörlosen Kollegin im Verpackungsteam.
Kategorie Mut und Impact
Gewinnerin: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gynäkologie mit „EMPDIV”
Manisha Joshi von Ketchum überreichte den Award für ein Projekt, das Vielfalt zum Qualitätskriterium in der Gesundheitsversorgung macht. „Gesundheit betrifft uns alle. Die Charité zeigt, wie Vielfalt zum Qualitätskriterium wird”, würdigte die Jury.
EMPDIV (Empowerment für Diversität – Allianz für Chancengerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung) ist ein bundesweites Entwicklungsprogramm, das gemeinsam mit Kliniken und Bildungsinstitutionen diskriminierende Strukturen abbaut, Diversitätskompetenzen in Lehre und Praxis verankert und intersektionale Ansätze fördert. Das Ziel: eine inklusive und intersektional gedachte Versorgung, in der Vielfalt als Stärke gilt und Diskriminierung keinen Platz hat.
Ebenfalls nominiert: EBCONT Group GmbH mit „EBCONT Allyship als Haltung” und VEREINITY e.V. mit „VEREINT in VIELFALT”.
Kategorie Gender Equality
Gewinner: Verband Österreichischer Software Innovationen (VÖSI) mit „SHE goes DIGITAL”
Michaela Ernst von sheconomy überreichte die Auszeichnung für eine Initiative, die den digitalen Gender Gap minimiert. „Diversität trifft hier auf Technologiekompetenz – und erzeugt nachhaltige Chancen”, begründete die Jury ihre Wahl.
SHE goes DIGITAL reagiert auf die gesellschaftliche Schieflage, dass in MINT-Berufen und -Ausbildungen vor allem Männer einen vielfach vereinfachten Zutritt haben. Die Initiative fördert digitale Kompetenzen, Selbstwertgefühl und berufliche Perspektiven von Frauen und Mädchen und trägt damit zur ökonomischen Unabhängigkeit und gesellschaftlichen Teilhabe bei.
Die weiteren Nominierten: Energie AG Oberösterreich mit „GreenTechGirls” und Tietoevry Austria GmbH mit ihrem Fokus auf die weibliche Führungsgeneration.
Kategorie Ganzheitliche Strategie
Gewinner: UNIQA Insurance Group AG mit „Business Case für JEDI”
Nicole Prieller von PwC präsentierte den Award für eine Strategie, die Inklusion als messbaren Erfolgsfaktor etabliert. „UNIQA zeigt: Inklusion ist ein Erfolgs- und Steuerungsfaktor”, lobte die Jury. Der datenbasierte Beweis der Wirkung von DEI (Diversity, Equity and Inclusion) bei UNIQA überzeugt durch Fakten: Höheres Engagement, längere Betriebszugehörigkeit, niedrigere Fluktuation und weniger Abwesenheitstage korrelieren direkt mit erlebter Inklusion. Die Formel ist einfach: Mehr Inklusion gleich mehr Produktivität plus niedrigere Kosten. Die transparente Darstellung in Form von Dashboards ist für alle Manager verfügbar und macht JEDI (Justice, Equity, Diversity and Inclusion) steuerbar.
Nominiert waren zudem: McDonald’s Österreich mit „Diversity Management bei McDonald’s – Mäcci’t happen” und VERBUND mit ihren Employee Resource Groups.

Kategorie Persönlichkeiten – Externe Wirkung
Gewinner: Aaron Wahl, CEO Communication Bridge UG
Ali Mahlodji von futureOne inszenierte die Laudatio spektakulär: Mit einem Superman-Moment riss er sein Hemd auf und präsentierte darunter ein T-Shirt mit Aaron Wahls Konterfei. „Und bei Superman oder Supergirl war das halt immer so, die konnten ihre Superpower zeigen, sie mussten sich verstecken hinter ihren ganz normalen Outfits wie normale Menschen. Aber wenn man sie gebraucht hat, sind sie dann ihr Shirt aufgerissen und bei den Shirts hast du dann gesehen, oh, das ist Supergirl oder Superman. Und ich glaube, dass wir in der heutigen Welt einfach neue Superheroes brauchen.”
Aaron Wahl steht für eine neue Generation von Changemakern, die Neurodiversität mutig, offen und inspirierend sichtbar machen. Vom „arbeitsunfähig”-Stempel zum erfolgreichen Unternehmer und Speaker – eine Geschichte, die Türen öffnet. In seiner Video-Botschaft dankte Wahl: „Dieser Award gehört Menschen, die Türen öffnen – und denen, die auf ihre Chance warten.”
Die Mitbewerber: Jennifer Alves von NTT Data Deutschland SE & She’s Club und Ingrid Heschl von Microsoft.
Kategorie Persönlichkeiten – Interne Wirkung
Gewinnerin: Nicole Steger, Equality, Diversity & Inclusion Leader bei IKEA Austria
Michelle Euzet von Euzet Consulting übergab die Auszeichnung mit den Worten der Jury: „Sie schafft Räume, in denen Menschen sichtbar werden – und Unternehmen wachsen.”
Nominiert waren außerdem: Gerhard Wagner von den Wiener Stadtwerken GmbH und Eveline Breitwieser-Wunderl von der Porsche Holding GmbH.
DIE IMPRESSIONEN DES ABENDS
Keynote: Der emotionale Höhepunkt
Magdalena Rogl, Diversity & Inclusion Lead bei Microsoft Germany, lieferte den emotionalen Höhepunkt des Abends – einen eindringlichen Appell, Diversität nicht nur zu feiern, sondern zu leben. Ihre Botschaft war klar: Vielfalt ist anstrengend, und gerade deshalb entscheidend. Echte Inklusion verlangt Haltung, besonders bei Gegenwind. „Diversity war mal das Buzzword der Zukunft – jetzt ist sie das Reizwort der Gegenwart”, konstatierte Rogl und forderte: „Brücken bauen statt Mauern – erst dann entsteht Innovation.” Sie plädierte für messbare Inklusion: „Wir messen alles, was uns wichtig ist. Warum nicht auch Inklusion?” Und ermutigte zum Durchhalten: „Der Gegenwind ist unser Aufschwung.”
Ihr vielleicht wichtigster Satz: „Wir brauchen mehr Human Relations statt Human Resources.”

Workshops: Von Neurodiversität bis Innovation
Zoe Seitz, Antonia Cichocki und Andreas Maierhofer von myAbility zeigten in ihrem Workshop zum Thema “Neurodiversitäts-Vorteil” praxisnah, wie Neuroinklusion Innovation, Qualität und psychologische Sicherheit steigert. Die Zahlen sprechen für sich: 15 bis 20 Prozent der Menschen sind neurodivergent – oft ohne Diagnose oder Sichtbarkeit. Wer diese Potenziale erkennt und nutzt, gewinnt.
Unter der Moderation von Hermann Sporrer präsentierte Diversitec – eine Initiative des Bundesministeriums für Infrastruktur, Mobilität und Innovation – Vielfalt explizit als Treiber für Innovationsstandort und Wettbewerbsfähigkeit.

Beim Workshop „Sehnsucht Rente“ standen Verständnis, Vielfalt und Zukunftskompetenzen im Mittelpunkt. Die Expertinnen Sophie Landsteiner und Katharina Scherzer gaben einen kompakten Einblick in die prägenden Faktoren von Babyboomern bis Gen Z – von formenden Lebensereignissen über Wertewandel bis zu Erwartungen an Arbeitswelt und Führung. Früh zeigte sich: Generationen sind weniger starre Kategorien als dynamische Erfahrungsräume. Klischees helfen selten weiter, echter Dialog dagegen immer.
Lynn Neubert (UN Global Compact) und Verena Zeetmeier sowie Carina Zechner (Women in AI Austria) zeigten, warum Künstliche Intelligenz und Diversität untrennbar zusammengehören. KI ist längst Teil unseres Alltags – von Medizin über Recruiting bis Kommunikation – und eröffnet enorme Potenziale, birgt aber ebenso klare Risiken für Gleichstellung und Menschenrechte.

Und natürlich bot der Abend reichlich Raum für Austausch – beim Netzwerken wurde diskutiert, gelacht und verbunden, was künftig gemeinsam Wirkung entfalten wird.

(c) alle Fotos: Philipp Lipiarski
