Am 3. Juni 2024 fand im Impact Hub Vienna der erste WEconomy Diversity Leaders Circle statt, eingebettet in das internationale Start-up-Festival ViennaUP. Unter dem Motto „Diversity Drives Business“ brachte die Veranstaltung mehr als 100 Führungskräfte und HR-Verantwortliche aus der Konzern- und Start-up-Welt zusammen, um die Bedeutung von Diversität aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Das Event bot neben inspirierenden Impulsvorträgen und lebhaften Podiumsdiskussionen reichlich Gelegenheit für informellen Austausch und Networking.
Diversity Drives Strategy
Im ersten Modul betonte Barbara Coudenhove-Kalergi, Innovation Strategist for Sustainable Transformation bei PwC Austria, die strategische Bedeutung von DEI für Unternehmen. Sie hob hervor, dass diverse Führungsteams zu besseren finanziellen Ergebnissen und innovativeren Lösungen führen. Eine zentrale Herausforderung bestehe in der ESG-Berichterstattung, wobei ein DEI-Dashboard zur Zielsetzung und -verfolgung hilfreich sei. “Ein DEI-Dashboard kann helfen, die Ziele, die sich das Unternehmen im Bereich DEI gesetzt hat, zu kontrollieren und transparent zu machen. Zuvor bedarf es jedoch einer intensiven Auseinandersetzung mit den Daten, die hier gemessen werden sollen”, so Barbara Coudenhove-Kalergi. Insgesamt wurde deutlich, dass Berichterstattung und Datensammlung essenziell für eine erfolgreiche DEI-Strategie sind.
Das Panel unter der Besetzung von René Tritscher, CEO der Austrian Business Agency, Margit Latschen, Business Unit Director bei MSD Austria, Rebecca Wiederstein, Co-Founder von Commonground und Pamela Rath, sheconomy Ambassador, konzentrierte sich unter anderem auf die Förderung Österreichs als diverser Wirtschaftsstandort. Wichtige Punkte waren die Diversitätsstrategien der ABA und MSD, die von Commonground durchgeführte Studie zur Diversität in KMUs und die Bedeutung von Gehaltstransparenz. Es wurde betont, dass Österreich ein positives Bild als diverses Land fördern sollte und die Initiativen zur Diversitätsförderung weiter vorangetrieben werden müssen.
“Das Problem in Österreich besteht nicht darin, dass nicht genug Wissen vorhanden ist, sondern in etwas noch Schlimmeren, nämlich das, was man unbewusste Inkompetenz nennt”, erklärt Rebecca Wiederstein. Es gäbe viele Möglichkeiten für Unternehmen, sich Unterstützung zum Thema DEI zu holen. Das Bewusstsein sei aber noch nicht ausreichend vorhanden, dafür müsse man etwa den Austausch zwischen den Unternehmen fördern.
Diversity Drives Innovation
Selma Prodanovic, Investorin und Startup-Expertin, unterstrich in ihrem Impuls die Bedeutung von Diversität und Zugehörigkeit für Innovation und Unternehmertum. “Innovation ist keine Abteilung, es ist ein Mindset.” Sie definierte Innovation als Problemlösung mit einem proaktiven Mindset und betonte, dass Diversität entscheidend für die Bewältigung globaler Herausforderungen ist. Mit ihrem Konzept des “Selma-Effekts” beschreibt sie den Schneeballeffekt, wenn es um die Wirkung von Empowerment geht: “Es geht darum, eine Person zu empowern, andere zu empowern.”
Die zweite Diskussionsrunde, bestehend aus Robert Kaup, Geschäftsführer von Tietoevry Austria, Raphaela Tiefenbacher vom Österreichischen Patentamt, Selma Prodanovic und Michaela Ernst, Co-Founder und Chefredakteurin von sheconomy, diskutierte die Bedeutung diverser Teams für die Produktentwicklung und wie Start-ups durch Kreativität und Innovation Talente anziehen können. Besondere Aufmerksamkeit galt der Geschlechterverteilung bei Patentanmeldungen. “Wir neigen dazu, Dinge für Menschen zu erfinden, die uns ähnlich sind. Daher sind andere Perspektiven wichtig, denn Technologie hat immer einen Spillover-Effekt.” Als Beispiel nennt sie den Gender Health Gap. Konkrete Handlungsempfehlungen waren etwa die Förderung der Geschlechterparität in der Forschung und die Analyse der Geschlechterverteilung bei Patentanmeldungen.
Diversity Drives People & Culture
Julia Kreyler-Valsky, Gründerin von Inculsion Indicator, hob in ihrem Impuls hervor, wie wichtig es ist, DEI in die ESG-Strategien von Unternehmen zu integrieren. “DEI muss Teil der Haltung des Unternehmens. Man muss wirklich daran glauben. Viele gut durchdachte Maßnahmen scheitern an der Kultur, die dahinter steht. Denn das schlimmste Verhalten, das toleriert wird, definiert die Unternehmenskultur.” Sie betonte die Bedeutung von Daten und Transparenz für eine inklusive Unternehmenskultur und die Notwendigkeit, DEI-Metriken in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Langfristige Planung und nachhaltige Veränderungen wurden als Schlüssel zur Förderung von Inklusion und Innovation genannt.
Das dritte Panel mit sheconomy Botschafterin Beatrix Mitterweissacher, Daniela Lidl, CEO von WienIT, Laura Casanova von Ada Growth und Alexandra Hilgers, Chief HR Officer bei Takeda Austria, beleuchtete den aktuellen Stand der Geschlechterbalance und Vereinbarkeit in Österreich. Diskutiert wurden unter anderem der Gender Pension Gap, flexible Arbeitsmodelle und die Bedeutung von Daten für Diversitätsstrategien. Es wurde betont, dass kulturelle Veränderungen wie die Einführung einer verpflichtenden Väterkarenz notwendig sind, um gleiche Elternverantwortlichkeiten zu fördern und dass flexible Arbeitsmodelle ein entscheidender Faktor für die Unterstützung von Frauen in verschiedenen Branchen sind. “Wir sehen in den nordischen Ländern, in denen es eine verpflichtende Väterkarenz gibt, wie es geht. Es muss verpflichtend sein, denn freiwillig funktioniert es in Österreich nicht. Nur ein Prozent der Väter gehen in Elternzeit”, plädiert Laura Casanova.
Highlights und Erkenntnisse
Die Veranstaltung zeigte abermals, dass Diversität nicht nur ein moralischer Imperativ ist, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile bietet. Ein diverser Führungskreis führt nachweislich zu besseren finanziellen Ergebnissen und mehr Innovation. Es wurde deutlich, dass die Integration von DEI-Maßnahmen in die Unternehmensstrategie entscheidend ist, um langfristig erfolgreich zu sein.
Erkenntnisse aus den Panels:
- Diverse Führungsteams: Studien belegen, dass Unternehmen mit diversen Führungsteams profitabler sind.
- DEI-Strategien: Eine gezielte DEI-Strategie und ein entsprechendes Dashboard können Unternehmen helfen, ihre Ziele zu setzen und zu verfolgen.
- Innovation durch Diversität: Diversität fördert Innovation, da verschiedene Perspektiven und Erfahrungen ein breiteres Spektrum an Lösungen ermöglichen.
- Flexible Arbeitsmodelle: Diese sind unerlässlich, um eine inklusive Arbeitsumgebung zu schaffen und Talente zu binden.
- Elternzeit für Männer: Die Förderung der Elternzeit für Männer ist ein wichtiger Schritt zu mehr Geschlechtergerechtigkeit.
Empfehlungen:
- Bewusstsein schaffen: Unternehmen sollten verstärkt auf die Bedeutung von Diversität und Inklusion hinweisen und entsprechende Maßnahmen implementieren.
- Datenbasierte Ansätze: Der Einsatz von Daten zur Überwachung und Förderung von DEI-Maßnahmen ist unerlässlich.
- Flexibilität fördern: Flexible Arbeitsmodelle sollten auch in traditionellen Bereichen wie dem Schichtbetrieb ermöglicht werden.
- Vorbildfunktion: Unternehmen sollten erfolgreiche Diversity-Maßnahmen und -Modelle öffentlich teilen, um Nachahmer zu finden und die allgemeine Unternehmenskultur zu verbessern. Eine Möglichkeit, sein Unternehmen als Role Model zu präsentieren, ist im Rahmen der WEconomy Diversity Leaders Challenge (DLC), die im Juli in die nächste Runde geht.
Fazit: Diversität als Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Erfolg
Der WEconomy Diversity Leaders Circle hat wieder einmal gezeigt, dass Diversität ein Schlüsselfaktor für den wirtschaftlichen Erfolg und die gesellschaftliche Entwicklung ist. Die Veranstaltung bot wertvolle Einblicke und konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen, um ihre DEI-Strategien weiterzuentwickeln und zu stärken.
Wir freuen uns sehr, dass dieses Format so gut angenommen wurde und dass wir diesmal eine etwas andere Community ansprechen konnten – darunter viele junge Menschen, Start-ups und internationale Gäste. Im zweiten Halbjahr werden wir weitere Formate planen und freuen uns darauf, weiterhin auf die Inputs und Expertise unserer Mitstreiter*innen und Partner*innen zurückgreifen zu dürfen. Weitere Einblicke von Podium und Netzwerken findet ihr in der Fotogalerie.