1. Für ein besseres Miteinander kämpfen
Inklusion bedeutet, die Umwelt so zu gestalten, dass jeder teilhaben kann und niemand ausgeschlossen wird. Im Wien Taekwondo Centre wird dieser Grundgedanke seit 2016 bereits umgesetzt. Hier trainieren alle Mitglieder gemeinsam – egal, welchen Gürtel oder eventuelle Beeinträchtigungen sie haben. Die unterschiedlichen Gruppen werden nach Alter und nicht nach Leistung eingeteilt. Trotzdem sind die Übungen an das Level der Teilhabenden angepasst. So wird niemand überfordert, aber auch keiner ausgegrenzt. „Inklusion im Training ist eine Bereicherung, da sich Menschen aus unterschiedlichen Lebenswegen kennenlernen und man voneinander viel lernen kann“, sagt die Wettkämpferin Nikol Milosevic im Interview mit orf.at. Ähnlich sieht man das in der bayerischen Kampfsportschule Budokan: Hier wird inklusives Karatetraining angeboten, an dem auch Rollstuhlfahrer:innen teilnehmen können.
Mehr Infos: wientaekwondo.com, kampfkunstschule-budokan.de
2. Freiwillig aktiv werden
Die Lebenshilfe-Verbände suchen immer wieder Menschen, die sich in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigen wollen – sei es stundenweise oder im Rahmen eines Freiwilligen-Jahres. Dabei erhält man die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen, Freunde zu gewinnen und eine wichtige Rolle im Leben von Menschen mit Beeinträchtigungen einzunehmen. Zu den Aufgaben der freiwilligen Helfer:innen zählen so einfache Dinge wie Spazierengehen, Basteln, Backen oder die Begleitung bei Kinobesuchen. Im Rahmen des Projekts „freiwillig aktiv“ sind Einschulung, Fortbildung, Haft- und Unfallversicherung, Fahrtkostenerstattung und ein Ehrenamtspass inkludiert.
Mehr Infos findet man auf lebenshilfe.at und freiwilligeinheld.de
3. Fair Theater spielen
Unter Anleitung von professionellen Coaches das eigene Schauspieltalent entdecken und dabei offener für andere Bevölkerungsgruppen werden? Klingt nach einer guten Freizeitbeschäftigung. Die Freie Bühne München bietet verschiedene Workshops an, die alle inklusiv sind. Das heißt: Jeder, egal welchen Alters, mit welcher Nationalität, mit welchem Schulabschluss, mit welcher Theatererfahrung oder ob mit oder ohne Behinderung, kann teilnehmen. Dabei werden alle Mitwirkenden so individuell wie möglich in ihren Stärken gefördert und gefordert. In Wien setzt das Theater Delphin deutliche Impulse für vorurteilsfreie Begegnungen. In den All-Ability-Kursen und Theaterproduktionen wird mit voller Kraft gegen Vorurteile gekämpft, indem Besonderheiten von Personen hervorgehoben werden. Dabei entstehen „ganz nebenbei“ tolle Stücke, die auch das Publikum begeistern.
4. Gebärdensprache lernen
Schon mal mit einem Gehörlosen geplaudert? Wenn man die Gebärdensprache beherrscht, geht das ganz einfach. Kurse werden heute vielerorts angeboten – besonders empfehlenswert sind solche, bei denen nicht nur Vokabel, sondern auch die Grammatik unterrichtet wird. Übrigens: Wenn man die Handzeichen einmal beherrscht, stellt man schnell fest, dass sie auch in der Kommunikation mit Hörenden praktisch sein können – vor allem, wenn die eigenen Freunde sie auch beherrschen, zum Beispiel, wenn es im Club so laut ist, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht.
5. Inklusion am Dancefloor erleben
„AkzepTANZEN Sie mit uns!“ lautet der Slogan des Wiener Kultur- und Bildungsvereins „Ich bin o.k.“. Hier treffen sich Menschen mit und ohne Behinderung, um miteinander die Freude an anderen Bewegungen zu genießen. Das Tanzstudio bietet 20 Kurse verschiedener Tanzrichtungen an – darunter Modern Dance, Hip Hop, Musical und einen Kurs, in dem gemeinsam mit Rollschuhfahrer:innen getanzt wird. Man kann dort Techniken erlernen, die man über das Semester weiter ausbauen kann, Choreografien erproben, Improvisation üben und an Aktivitäten teilnehmen, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. Auch bei Inn Tango in Innsbruck wird Inklusion vorgelebt: Jeden Montag können dort Menschen mit und ohne Funktionsvariationen gemeinsam argentinischen Tango erlernen. Dabei sollen Hemmungen und Ängste gegenüber dem Ungewohnten ab gebaut werden. Ziel des Projekts ist eine unterstützende Gemeinschaft, in der soziale Fähigkeiten auf einer neuen Ebene entwickelt werden. Und in München gibt es im Kulturzentrum Luise und im Gasteig HP8 den sogenannten „Community Dance“. Dabei wird auf der Grundlage von DanceAbility zu einer gemeinsamen Bewegungssprache gefunden, die allen Teilnehmer:innen ermöglicht, ihre ganz persönliche Ausdrucksform zu finden.
6. Über den Generationsschatten springen
Ob privat oder beruflich: Menschen unterschiedlichen Alters können viel voneinander profitieren. In einer Gesellschaft, in der die Großfamilie keine zentrale Rolle mehr spielt, ist der Umgang mit Personen aus anderen Generationen allerdings nicht mehr selbstverständlich – und muss oft erst wieder erlernt werden. Üben kann man ihn beispielsweise, indem man in der Vorweihnachtszeit mit den eigenen Kindern und der achtzigjährigen Nachbarin einen Adventkranz bindet. Oder indem man anbietet, lernschwachen Schüler:innen mit Migrationshintergrund kostenlos Nachhilfe zu geben. Oder indem man ins nächste Seniorenheim geht und mit den alten Bewohner:innen eine Runde Karten spielt. Alles zu zeitaufwendig? Wie wäre es damit: Einfach im Park für ein paar Minuten neben eine alte Dame auf die Bank setzen, mit ihr über das schöne Wetter, das bunte Herbstlaub oder die Enten im Teich plaudern – und sich über ein nettes, entspanntes Gespräch freuen.
7. Gemeinsam feiern
Ein schöner Rahmen, um Vorurteile abzubauen und offen auf andere Menschen zuzugehen, sind Veranstaltungen, bei denen klar wird, das Diversity und Inklusion keineswegs spaßfeindlich sind. Dazu gehören etwa der Tuntenball in Graz am 22. Februar 2025, der diesmal unter dem Motto „born naked“ statt finden wird, oder die samstäglichen OBA-Partys mit wechselnden DJs im Münchener Kult9, die Begegnungen und Freundschaften zwischen Menschen mit und ohne Behinderung fördern sollen. Und natürlich schlägt auch der Flüchtlingsball im Wiener Rathaus in diese Kerbe. Er wird seit über 30 Jahren vom Integrationshaus Wien veranstaltet. Der Flüchtlingsball findet diesmal am 5. April 2025 statt und will, wie Katharina Stemberger, langjährige Vorstandsvorsitzende des Integrationshauses, erklärt, das Miteinander der Kulturen verbessern: „Der Flüchtlingsball ist ein Fest der Menschlichkeit, auf dem wir zeigen können, dass das Zusammenleben auch wirklich funktionieren kann. Wenn man es will!“