“Es braucht Mut, verkrustete Strukturen aufzubrechen”

Brauchen weibliche Netzwerke auch Männer? Natürlich, sagt Frederike Probert. Sie hat 2018 Mission Female gegründet und erweitert ihr Netzwerk nun mit der Initiative „Male Allyship“.

Die magische Fünf also. Seit fünf Jahren sind Sie mit Ihrem Netzwerk „Mission Female“ erfolgreich aktiv, doch nun stehen Veränderungen an. Warum?

Frederike Probert: Seit einem Jahr sind wir in einer Transformationsphase. Wenn wir über Themen wie Diversität, Inklusion, Parität in Aufsichtsräten und weibliche Gründerinnen sprechen, dann sind das Themen, die nicht nur Mission-Female-Member betreffen, sondern auch Männer inkludieren. Dazu muss man wissen, dass wir innerhalb des Netzwerkes Initiativen etablieren – „We believe“– wir glauben an … Sobald wir eine Initiative verankert haben, sorgen wir dafür, dass ein Member den Lead übernimmt und sich dem Thema vollkommen widmet. Zudem kommt das ganze Netzwerk zusammen, diskutiert und schaut, was wir verändern können. Das passiert nun im Besonderen mit der Initiative „Male Allyship“.

Warum braucht es dieses Programm?

Wir wissen schon sehr lange, dass Frauen es nicht alleine schaffen können – oder manchmal auch nicht wollen. Wir brauchen die richtigen Männer an Bord. Und es gibt viele Männer, die das Thema verstanden haben, aber sie haben sich nicht sichtbar gemacht. Ganz besonders ist mir das bei der Planung unserer Konferenz X-Change aufgefallen. Ich wollte immer Parität auf der Bühne, aber es war schwer, Männer davon zu überzeugen. Dabei weiß ich: Es gibt viele Männer, die Frauen stärken, mitnehmen, und die gar nicht mehr in ihren männlich getriebenen Buddy Circles unterwegs sein wollen. Sie haben sich in der Vergangenheit aber nicht getraut, sich öffentlich zu dem Thema zu bekennen.

Wie genau schaffen Sie die Veränderung?

Mit der Initiative holen wir die richtigen Männer an Bord und binden sie in alle Aktivitäten ein, die Mission Female entwickelt und veranstaltet. Schon früher habe ich Männer in führenden Positionen aktiv angesprochen und dabei immer wieder festgestellt, dass sie Angst davor haben, nicht mehr als Experten für ihr Fachwissen wahrgenommen zu werden, sobald sie sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen. Egal, ob Expertise in Technologie, Digitalisierung und Datenschutzgrundverordnung, solch „harte“ Fakten und Themen sind für die Männer Karrieretreiber. Sie haben Angst, dass sie, sobald sie sich für „weiche Themen“ wie Parität einsetzen, in der Außenwirkung verwässern.

„Männer haben Angst davor, in der Außenwirkung zu verwässern, sobald sie für Parität kämpfen.“

Woher nun diese Männer nehmen?

Aus meinem Netzwerk, das ich die vergangenen 25 Jahren aufgebaut habe. Männer, aus den Bereichen Medien, Digitalisierung, Technologie und Co. – alles Männer, die mir schon immer zur Seite gestanden sind, aber es nie öffentlich ausgesprochen haben und dementsprechend nicht sichtbar waren. Außerdem nutzen wir die Power unseres Netzwerks. Wir haben 150 Frauen. Wenn jede von ihnen nur fünf tolle Männer kennt, dann potenziert sich das schnell hoch. Spannend ist übrigens, dass uns viele Männer der Mission Female-Members immer sagen, dass sie es total ungerecht finden, dass sie als Mann keine Möglichkeit haben, Teil von Mission Female zu sein. Wir sind bekannt dafür, dass wir sehr klar, sehr unverbindlich, sehr ungefiltert, sehr unpolitisch miteinander sprechen, und vor allem auch wirklich ins Machen kommen. Das kennen viele Männer nicht aus den bestehenden Netzwerken, die sie haben.

Frederike Probert mit Gründer Waldemar Zeiler, der öffentlich über toxische Männlichkeit spricht.

Brauchen Männer Mut, um „Male Allyship“ zu leben?

Es ist eine gesellschaftliche Herausforderung, alte, verkrustete Strukturen aufzubrechen, das bringt einen unglaublichen Aufwand mit sich. Und ja, dafür braucht es Mut, auf beiden Seiten. Und der allererste Schritt, der ist ohnehin einfach: Über das Thema reden, auch mit anderen Männern. Im nächsten Schritt gilt es, sich aktiv für gleichberechtigte Karrieren einzusetzen.

Könnte sich Mission Female in Zukunft auch fernab des Programms „Male Allyship“ auf Männer ausweiten?

Es ist durchaus ein Zukunftsszenario, dass wir das Netzwerk für Männer öffnen. Parität ist ein Thema für beide Geschlechter.

Wie können sich Männer, die das Programm unterstützen wollen, einbringen?

Gerne direkt bei uns melden, wir werden die Männer auf jeden Fall in unser Programm und unsere Initiativen einbinden und in den Dialog treten, damit wir gemeinsam Veränderungen vorantreiben.

Drei goldene Regeln für Männer, um Male Allyship zu leben

  1. Was für Frauen schon lange gilt, ist hier auch für Male Allies Regel Nummer eins: Machen Sie sich mit Ihrem Anliegen sichtbar!
  2. Setzen Sie sich aktiv an der Seite der Frauen ein, aber auch in den jeweiligen Unternehmen.
  3. Stellen Sie ruhig alles in Frage, was bisher passiert ist – und schaffen Sie mehr Bühnen für Frauenkarrieren.

Was kann das Netzwerk “Mission Female”?

Mission Female ist seit seiner Gründung im Jahr 2018 darauf ausgelegt, einen exklusiven Austausch unter den weiblichen Members zu leben – verbindlich, vertrauensvoll und sehr persönlich, mit beeindruckenden Frauen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Branchen. Das Netzwerk, dessen Credo lautet: „Gemeinsam sind wir stärker“, konzentriert sich auf gesellschafspolitische, inhaltlich getriebene Themen. Bei Mission Female unterstützt man sich gegenseitig, auch die nächste Karrierestufe mitzunehmen. Aber, so Gründerin Frederike Probert: „Wir teilen unsere Erfahrungen nicht nur innerhalb des Netzwerks, sondern auch außerhalb, beispielsweise auf Veranstaltungen.“

 

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