Generationen verbinden, Zukunft gestalten

Die „lead&learn“-Session zeigte, wie Unternehmen durch generationenübergreifende Zusammenarbeit, altersbewusste Personalstrategien und offene Kommunikationskulturen neue Innovationspotenziale erschließen können. Expert*innen lieferten praxisnahe Einblicke, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen und mutige Praxisbeispiele.

Am 17. September 2025 stand bei der virtuellen weconomy Lead&Learn-Session eine der drängendsten Fragen moderner Arbeitswelten im Fokus: Wie gelingt ein produktives Miteinander der Generationen im Unternehmen? Rund 60 Teilnehmer*innen aus HR, Führungsetagen und Personalentwicklung diskutierten mit renommierten Speaker*innen, wie Organisationen den Generationendialog aktiv gestalten und Altersdiversität strategisch nutzen können.

Generation ist mehr als Alter: Identität, Lebensphasen, Haltung

Irène Kilubi, Initiatorin von Joint Generations, machte in ihrem Impuls deutlich: “Identität ist kein Geburtsdatum. Alter ist nur eine Zahl. Was wirklich zählt, sind Passion, Potenzial und Persönlichkeit.” Ihre Botschaft: Altersdiversität ist kein Hindernis, sondern ein unterschätzter Schatz. Wer Generationen als Gegensatz begreift, versperrt sich gegenseitigem Lernen und wertvoller Empathie.

Sophie Kaitlin Drescher, Gen Z-Vertreterin und Social Entrepreneur, forderte mehr Offenheit gegenüber jungen Talenten: “Wir sind nicht faul, wir sind anders. Unsere Generation bringt Kreativität, Tempo und Tech-Kompetenz mit – aber wir brauchen Raum, um eigene Wege zu gehen.” Sie plädierte für mehr Feedback, moderne Kommunikationskanäle und echte Teilhabe.

Barbara Covarrubias Venegas, Co-Founder & Senior DEIB Strategist, Academy for Diversity und Innovation, verwies auf die wissenschaftliche Forschung: Lebensphasen prägen Menschen weit stärker als Geburtsjahrgänge. “Eine 30-jährige Frau mit Kleinkind hat andere Bedürfnisse als eine gleichaltrige Berufseinsteigerin. Altersgruppen sind keine homogenen Blöcke.” Ihr Motto: The Future of Work is Choice.

Kommunikation, Kultur und Struktur: Hebel für den Generationendialog

Alle Speaker*innen betonten die zentrale Rolle der Kommunikation. Barbara Covarrubias Venegas empfahl sogenannte Personal User Manuals und Team Agreements – einfache Tools, mit denen Teammitglieder ihre Arbeits- und Kommunikationsstile offenlegen. “Das schafft Transparenz, reduziert Missverständnisse und fördert Inklusion.”

Irène Kilubi stellte den Joint Generations Impact Score vor, ein datenbasiertes Messinstrument für Altersdiversität in Organisationen: “Wir messen nicht das Durchschnittalter, sondern wie altersvielfältig eine Organisation wirklich lebt – entlang von Dimensionen wie Wissenstransfer, Lernagilität, Wellbeing oder digitale Kompetenzen.” Der Impact: “Return on Culture ist gleich Return on Investment.”

Sophie Kaitlin Drescher schilderte Herausforderungen junger Arbeitnehmer*innen: “Viele in der Gen Z fühlen sich missverstanden. Wir wünschen uns Offenheit statt Vorurteile. Gebt uns die Chance, mitzugestalten.” Sie plädierte für Feedback-Formate, flache Hierarchien und moderne Meetingkulturen.

Best Practices: Reverse Mentoring & Age Diversity

Die Energie AG stellte unter der Leitung von Sandra Brandstetter, Managing Director Personalmanagement, zwei zentrale Initiativen vor:

  • Reverse Mentoring: Jüngere Mitarbeitende unterstützen erfahrene Führungskräfte bei Digitalisierungsthemen, während sie von deren Erfahrung profitieren. Wichtig: Die Tandems werden gezielt gematcht und über zehn Monate begleitet.
  • Strategische Nachfolgeplanung: Mit gezieltem Recruiting und Lehrlingsausbildung begegnet die Energie AG dem demografischen Wandel. Ziel ist eine generationenübergreifende Unternehmenskultur mit langfristiger Bindung.

Die Deutsche Bahn setzt auf strukturierte Age Diversity-Strategien, wie Jana Petersen, Referentin Diversity Recruiting, und Franziska Mank, Leiterin externes Recruiting & Diversity Recruiting, berichteten:

  • Zielgruppenspezifisches Recruiting für Menschen 50+ und Frührentner*innen – inklusive Landingpages, Info-Tagen und spezieller Ansprache
  • Mindset-Sessions zur Vermeidung von Altersdiskriminierung im Recruiting
  • Datengestützte Auswertung über einen vierteljährlichen Diversity Recruiting Report

Das Ziel: Altersvielfalt sichtbar machen, Vorurteile abbauen und eine Belegschaft aufbauen, die Erfahrung, Neugier und Zukunftsfähigkeit vereint.

Generationenvielfalt als Zukunftsstrategie

Die Session zeigte: Altersdiversität ist kein HR-Nischenthema, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor. Organisationen, die den Generationendialog fördern, sichern sich nicht nur Fachkräfte, sondern auch Innovationskraft, Resilienz und kulturelle Reife. Der Appell: “Nicht über Generationen reden, sondern miteinander.”

Die Weconomy Academy

2025 hat die weconomy Academy gestartet und hebt lead&learn auf das nächste Level. Ein zentrales neues Format sind die virtuellen Masterclasses, die quartalsweise stattfinden. Sie bieten Raum für den Austausch zu aktuellen DEI-Themen, spannenden Impulsen und erfolgreichen Best Practice Beispielen. Begleitet werden die Masterclasses von renommierten Expert*innen aus der weconomy Jury, die ihre Expertise und Erfahrung einbringen.

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