Die Oesterreichische Kontrollbank hat 2017 eine Gender- und Diversitätspolitik verabschiedet. War diese Politik bisher erfolgreich?
Angelika Sommer-Hemetsberger: Ich denke schon, dass sie bisher erfolgreich war, aber es gibt immer etwas zu tun. Die OeKB ist als Unternehmen sehr vielfältig, weil wir ganz unterschiedliche Dienstleistungen anbieten, die uns in Kontakt mit Stakeholdern in verschiedensten Regionen bringen. Da wird von Haus aus ein entsprechendes Kulturverständnis erfordert. Diversität wird oft verkürzt auf das Thema Gender gesehen. Wir haben zwar einen Gender-Schwerpunkt, aber für uns gehören auch Kultur, Religion, sexuelle Ausrichtung, Nationalität, Bildung, Alter, Behinderungen und verschiedene Lebensentwürfe zur Vielfalt dazu.
Ihre 100-Prozent-Tochter, die OeEB, setzt Maßnahmen für Gender Equality in Entwicklungsländern. Was wird da konkret gemacht?
A. S.-H.: Gender ist in der OeEB ein Querschnittsthema. Es wird darauf geschaut, dass es nicht zu Diskriminierungen kommt, und es werden Mikrofinanzinstitute refinanziert, die schwerpunktmäßig die Mittel an Frauen weitergeben, die sich damit eine eigenständige wirtschaftliche Existenz aufbauen.
Normalerweise ist die Finanzbranche eher dafür bekannt, beim Frauenanteil in den Führungsetagen hinterherzuhinken. Welche Gründe könnte dies haben?
A. S.-H.: Vieles ist historisch gewachsen und im Wandel begriffen. Als ich 2014 in den Vorstand der OeKB gekommen bin, war die Zahl von Bankvorständinnen deutlich geringer als jetzt. Mittlerweile ist das Bewusstsein für das Thema Diversität gestiegen, es braucht aber nach wie vor eine konsequente Frauenförderung. Wir versuchen, das aus der OeKB heraus vorzuleben. Wir haben im Aufsichtsrat eine Frauenquote von 50 Prozent, in Führungspositionen waren es zu Jahresbeginn 33 Prozent – bis 2025 wollen wir 40 Prozent erreichen.
Junge Frauen sind mit einem anderen Selbstverständnis aufgewachsen. Wird diese Generation dafür sorgen, dass das Thema Gender Equality bald gegessen ist?
A. S.-H.: Ich glaube, dieses Thema wird nie ganz gegessen sein. Aber ich bin sehr zuversichtlich, was die neue Generation betrifft. Ein wichtiger Punkt bleibt die Familienplanung. Man muss junge Eltern gut unterstützen – mit flexiblen Arbeitszeiten, Homeoffice, etc. – damit Frauen Führungspositionen übernehmen können.
Junge Frauen legen auch viel Wert auf Nachhaltigkeit. Was bedeutet das für Arbeitgeber:innen?
A. S.-H.: Nachhaltigkeit gehört bei den Jungen zu den Kriterien, die für eine Jobentscheidung ausschlaggebend sind. Sie wollen sich mit den Werten eines Unternehmens identifizieren können. Als OeKB-Gruppe sind wir in einer sehr guten Position, weil wir die Aufgabe haben, die Gesellschaft und die Wirtschaft zu unterstützen. Mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen wir uns schon seit den frühen 2000er-Jahren sehr intensiv, für uns ist das heute selbstverständlich. Ich freue mich aber, dass dieser Trend auch bei den anderen angekommen ist.