Diversität ist mehr als eine moralische Verpflichtung – sie ist ein strategischer Erfolgsfaktor, der kreative Lösungen und nachhaltige Innovation ermöglicht. Unterschiedliche Perspektiven, generationenübergreifende Zusammenarbeit und inklusives Management sind der Schlüssel zu einem Arbeitsumfeld, das Talente anzieht und bindet.
Aus diesem Grund kamen rund 120 Fachleute und Verantwortliche aus Unternehmen im beeindruckenden Ambiente der PwC-Räumlichkeiten zusammen, um beim Diversity Leaders Summit die aktuellen Herausforderungen zu beleuchten.
Der Nachmittag begann mit einem besonderen Highlight: sechs exklusiven Masterclasses, in denen renommierte Expert:innen ihr Fachwissen teilten und wertvolle Best Practices für mehr Diversität in Unternehmen präsentierten.
Die Masterclass „Herkunft als Chance – Neue Wege der Zusammenarbeit“ eröffnete den Dialog über interkulturelle Teams. Lynn Neubert (UN Global Compact Network Austria), Karin Kafesie (VIG) und Gabriele Andratschke (GrEco) verdeutlichten, wie vielfältige Hintergründe nicht nur Herausforderungen mit sich bringen, sondern auch enorme Innovationspotenziale entfalten können.
In „Strategien gegen Misconduct“ zeigten Ursula Roberts (PwC Legal) und Wanda Traeger (PwC Österreich), wie rechtliche und organisatorische Ansätze dabei helfen, eine werteorientierte Unternehmenskultur zu etablieren und Fehlverhalten proaktiv entgegenzuwirken.
Einblicke in die Verbindung von Technologie und Vielfalt bot die Session „AI und Diversität“. Bernadette Fellner (PwC Österreich), Isabella Gruber (Zühlke Group) und Cornelia Samec (Tietoevry Österreich) erklärten, wie künstliche Intelligenz genutzt werden kann, um Diversität zu fördern und messbar zu machen – allerdings nicht ohne die Risiken von Biases kritisch zu beleuchten.
In der Masterclass „Top Female Workplace“ diskutierten Nina Zimmermann (kununu), Anke van Beekhuis (Beekhuis Performance Culture), Johanna Kleinfercher-Alberer (Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft), Alzbeta Takacova (Coca-Cola HBC Österreich) und Hermann Sporrer (sheconomy). Die Expert:innen präsentierten praktische Strategien, um Frauen gezielt in ihrer Karriere zu fördern und Unternehmen langfristig attraktiver zu machen. ALLES ZUM THEMA finden Sie HIER
Einen systematischen Ansatz zur Bewertung von Fortschritten im Bereich DEI bot die Masterclass „Messbarkeit von DEI“. Julia Kreyler-Valsky (Inclusion Indicator), Martina Ernst (Business Coach) und Gerhard Wagner (Wiener Stadtwerke) stellten Werkzeuge vor, mit denen Diversitätsinitiativen quantifiziert und nachhaltig weiterentwickelt werden können.
In der Session „Access Granted – Digitale Inklusivität“ demonstrierten Karin Gonnermann (PwC Österreich), Wolfgang Kowatsch (MyAbility) und Karin Probst (McDonald’s) anschaulich, wie Unternehmen digitale Barrierefreiheit effektiv umsetzen können – ein entscheidender Schritt, um wirklich alle Menschen zu erreichen und einzubinden.
Studie zu Altersdiversität: Ein Schlüssel für den Unternehmenserfolg
Ein weiterer Höhepunkt waren die Präsentation der neuen Sheconomy-Ausgabe, in der WEconomy als Heft im Heft zu finden ist, sowie einer neuen, österreichweiten Studie von sheconomy, durchgeführt in Zusammenarbeit mit PwC und der Kommunikationsagentur Ketchum. Die Untersuchung befasste sich mit dem Thema Altersdiversität und zeigte auf, wie wichtig generationenübergreifende Zusammenarbeit für Innovationskraft und Nachhaltigkeit in Unternehmen ist. Die Ergebnisse wurden von Manisha Joshi (Ketchum) im Gespräch mit Michaela Ernst (sheconomy) vorgestellt. Sie betonten, dass Altersdiversität ein oft unterschätzter Faktor ist, der jedoch essenziell für die Innovationskraft von Unternehmen sei. Joshi erklärte: „Altersdiversität eröffnet nicht nur neue Perspektiven, sondern fördert auch das gegenseitige Lernen zwischen Generationen, was langfristig zu besseren Lösungen führt.“
Unterschiedliche Perspektiven schaffen Innovation
Den inhaltlichen Kern des Abends bildete schließlich die Paneldiskussion, in der hochkarätige Sprecher:innen die Rolle der Diversität für Kreativität, Problemlösungsfähigkeit und unternehmerischen Erfolg beleuchteten.
„Natürlich ist es einfacher, wenn fünf weiße Männer in der Führungsebene sitzen. Sie werden sich schneller einig, weil sie aus ähnlichen Kontexten kommen“, erklärte Nicole Prieller (PwC Österreich) und wies damit auf eine weit verbreitete Realität in Unternehmen hin. „Aber genau darin liegt das Problem: Wenn wir Diversität nicht einbringen, verpassen wir unglaubliche Chancen auf Innovation. Unterschiedliche Perspektiven sind nicht bequem, aber sie bringen uns weiter.“ Prieller unterstrich damit, dass vielfältige Teams durch ihren Erfahrungshorizont neue Lösungsansätze entwickeln und dynamische Diskussionen anstoßen – ein klarer Wettbewerbsvorteil in der heutigen Wirtschaftswelt.
Dieser Gedanke spiegelt sich auch in den Erfahrungen von Erwin Zarfl (AT&S) wider: Das Unternehmen in Leoben setzt auf kulturelle und generationenübergreifende Vielfalt: „Wir beschäftigen allein in Leoben Mitarbeiter:innen aus knapp 50 Nationen. Das bringt eine unglaubliche Bereicherung mit sich, aber auch Herausforderungen“, berichtete Zarfl. „Unterschiedliche Kulturen und Generationen zusammenzubringen erfordert Geduld, schafft jedoch einen enormen Mehrwert. Es ist faszinierend, mittags in die Kantine zu gehen und diese Vielfalt an Kulturen und Altersgruppen zu erleben.“ Seine Beobachtungen verdeutlichen, wie bereichernd Diversität für den Unternehmensalltag ist – trotz der vielen Anpassungsprozesse, die gerade am Land nötig seien, um Akzeptanz zu schaffen und unterschiedliche Kommunikationsstile und Arbeitsweisen zu harmonisieren.
Frauen: nicht nur stärken, sondern langfristig binden
Eines der Themen war auch die Förderung von Frauen in traditionell männerdominierten Branchen. Dr. Hana Dellemann (Hitachi Rail Austria) beschrieb, wie das Technologie-Unternehmen gezielt daran arbeitet, technische Berufe für Frauen attraktiver zu machen: „Wir haben ein starkes Frauennetzwerk, das sich für die Attraktivität technischer Berufe einsetzt. Es ist wichtig, früh zu vermitteln, dass diese Jobs keineswegs langweilig oder ‚uncool‘ sind. Unsere Kampagnen über Social Media und andere Kanäle zielen darauf ab, das veraltete Bild der Branche aufzubrechen.“ Während solche Initiativen ein erster Schritt sind, bleibt die langfristige Bindung weiblicher Talente eine Herausforderung, wie Michael Otter (Aussenwirtschaft Austria) anmerkte: „Wir sehen, dass Frauen in internationalen Positionen oft früh aussteigen. Die Gründe liegen häufig in der schwierigen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Trotz finanzieller Unterstützung, etwa bei Schulen oder Umzügen, verlieren wir auf dem Weg leider viele Talente.“ Seine Aussage unterstreicht, dass es nicht allein um individuelle Maßnahmen geht, sondern um einen gesellschaftlichen Wandel, der Frauen in Führungspositionen umfassender unterstützt.
Herausforderungen und Chancen
Die Diskussionen verdeutlichten, dass Diversität nicht nur auf einer Ebene wirksam ist. Sie erfordert Anpassungen in Unternehmenskulturen, strukturelle Veränderungen und ein langfristiges Engagement. Gabriele Költringer von der Interdisciplinary Transformation University (IT:U) bringt es auf den Punkt: „Transformation ist unser Ziel, Interdisziplinarität der Weg dorthin.“ Die IT:U verfolgt einen visionären Ansatz: Hier wird interdisziplinär gelehrt und geforscht, Start-ups gehören ebenso zur DNA der Institution wie die umfassende Kommunikation über ihre Forschungsergebnisse. Ziel ist es, mit innovativen wissenschaftlichen Ansätzen neue Perspektiven für die digitale Transformation zu schaffen. Dabei werden diese mit weiteren gesellschaftlichen Transformationsprozessen verknüpft, um einen menschenzentrierten sozialen Fortschritt sowie eine nachhaltige und resiliente Wirtschaft voranzutreiben.
Neben den kulturellen und sprachlichen Barrieren spielt den Diskutant:innen zufolge die praktische Integration eine zentrale Rolle – von der Bereitstellung geeigneter Wohnmöglichkeiten für internationale Mitarbeiter:innen bis hin zu flexiblen Arbeitsmodellen, die die Vereinbarkeit von Karriere und Familie fördern.
Viel erreicht, aber noch viel zu tun
Der WEconomy Diversity Leaders Summit hat eindrucksvoll gezeigt, welche Kraft in der Vielfalt liegt und wie Unternehmen davon profitieren können. Doch genauso deutlich wurde: Es bleibt noch viel zu tun. Strukturelle Hürden, gesellschaftliche Vorurteile und praktische Herausforderungen stehen echten Fortschritten im Bereich Diversität und Inklusion noch oft im Weg. Die spannenden Einblicke und inspirierenden Best Practices des Abends liefern jedoch wertvolle Ansätze, um diese Herausforderungen anzugehen. Mit diesen Impulsen im Gepäck freuen wir uns bereits auf die zahlreichen Aktivitäten im kommenden Jahr.
Zu allen für die Diversity Leaders Challenge eingereichten Projekten geht es hier. Was es damit genau auf sich hat, lesen Sie HIER
Ein besonderer Dank gilt den Partnern, die diese Veranstaltung ermöglicht und unterstützt haben: PwC, Wirtschaftsagentur Wien, Uniqa, Tietoevry, Ketchum, kununu, Energie AG, A1, Coca-Cola HBC, Wiener Stadtwerke, MSD, Greco, Buwog, sowie Trumer Privatbrauerei und Herz & Co.