„Der Arbeitsmarkt ist in einem riesigen Umbruch“

Bei UNIQA sind Vielfalt und Inklusion eine Thematik, die auf oberster Führungsebene und in einem eigens geschaffen Ressort für Personal vertreten wird. Verantwortlich dafür sind die Diversity-Beauftragte Ulrike Kienast-Salmhofer und Vorstand René Knapp. Für ein ausführliches Gespräch mit „Weconomy“ treffen wir uns im bekannten Büroturm am Wiener Donaukanal. Der Weg zu mehr Diversität sei „eine lange Reise“, aber sie hätte die volle Deckung der Geschäftsführung.

Welchen Stellenwert hat Diversität im Unternehmen?

Ulrike Kienast-Salmhofer: „Risiken sind unser Kerngeschäft als Versicherung. Und bei der richtigen Einschätzung und Beurteilung von Risiken kommt es auf unterschiedliche Sichtweisen an. Das kann Diversität leisten. Diesen Vorteil und diese Bedeutung haben wir jetzt auch erkannt und handeln entsprechend.“

Wie wichtig ist es dabei, Allianzen innerhalb des Unternehmens zu schmieden?

Ulrike Kienast-Salmhofer: „Enorm wichtig. Ich würde sogar sagen, dass ohne wirklich tatkräftige Unterstützung auf oberster Führungsebene kaum Erfolge erzielbar sind. Wir haben durch die Verankerung des Themas auf Vorstandsebene mit René Knapp einen sehr starken Fürsprecher für das Thema bekommen. Durch seine Initiative wurde ich als Beauftragte für Diversität und Inklusion bestellt und das alles zusammen hat dem Ganzen noch mal einen ordentlichen Push gegeben. Es ist wichtig, dass es im Unternehmen für das Thema ein Gesicht und einen Namen gibt.“

René Knapp: „Ich glaube, ganz grundsätzlich braucht man für die nachhaltige Implementierung von Diversität und Inklusion einen langen Atem. Deswegen sind auch die Allianzen so wichtig. Denn es braucht für diese lange Reise Rückendeckung von der Geschäftsführung. Aber auch die Unterstützung ganz vieler Mitstreiter:innen. Diversität ist  ein sehr breites Thema mit vielen Facetten. Und da versuchen wir auch Kolleg:innen zu motivieren, aktiv mitzuwirken. Es freut mich sehr, dass sich viele zusätzlich zu ihrem schon sehr anspruchsvollen Job für das Thema engagieren.“ 

 

„Wir sehen mittlerweile eine unglaubliche Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Branchen.“

René Knapp

Ist Diversität und Inklusion ein wichtiger Aspekt um wertvolle Mitarbeiter:nnen anzuwerben und auch im Unternehmen zu halten?

René Knapp: „Das können wir zu 100 Prozent unterstreichen. Der Arbeitsmarkt ist in einem riesigen Umbruch. Wir sehen mittlerweile eine unglaubliche Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Branchen. Da ist einmal die demographische Entwicklung. Es dringen immer weniger junge Menschen auf den Arbeitsmarkt, während immer mehr Ältere ihn verlassen. Die Herausforderung, neue und junge Talente für uns zu gewinnen, wird größer. Dabei ist Diversität ein ganz zentrales Thema. Aber auch Inklusion wird wichtiger, um eine zeitgemäße, attraktive Unternehmenskultur zu ermöglichen. Unterschiedlichste Sichtweisen müssen bei Entscheidungen und Lösungen mitbedacht werden.

Es muss uns gelingen, möglichst viele unterschiedliche Talente zu gewinnen.In der Folge müssen wir dann dafür Sorge tragen, dass diese in ihrem Arbeitsumfeld gut zusammenarbeiten und gemeinsame Lösungen entwickeln können.“

Gibt es Tipps, wie ein Unternehmen anfangen kann mehr Diversität zu fördern?

Ulrike Kienast-Salmhofer: „Man sollte sich nicht von der Breite des Themas überfordern lassen, sondern einen Fokus setzen, dafür die Rahmenbedingungen abstecken und mit ganz konkreten Maßnahmen und kleinen Schritten beginnen. Am besten zerlegt man den Plan zum gesteckten Ziel in leicht verdauliche und umsetzbare Arbeitspakete.“

 

 

„Für mich persönlich bedeutet Diversität einfach Bereicherung und eine Horizonterweiterung.”

Ulrike Kienast-Salmhofer

 

Gab es bei der beruflichen Beschäftigung mit dem Thema Diversität einen „Aha“-Effekt?

Ulrike Kienast-Salmhofer: „Für mich persönlich bedeutet Diversität einfach Bereicherung und eine Horizonterweiterung. Vielleicht ist es bequem und auch schön, sich in seiner Blase zu bewegen und seine eigene Meinung bestätigt zu bekommen. Ich finde das jedoch langweilig. Durch Diversität und den Kontakt und den Austausch mit ganz unterschiedlichen Menschen kann ich persönlich wachsen. Das sind meine Aha-Erlebnisse, die ich in meiner beruflichen Rolle erleben darf und die ich als sehr erfüllend empfinde.“

René Knapp: „Man lernt laufend im Austausch mit den unterschiedlichsten Gruppen und wir haben uns bemüht, Diversität im Unternehmen sehr breit aufzustellen. Unter anderem versuchen wir auch einen Fokus auf die Förderung von Menschen mit Behinderungen zu setzen. Wir kooperieren hier seit Längerem intensiv mit „myAbility“, einer Unternehmensberatung zum Thema Inklusion.

Einer der großen Aha-Momente war sicherlich eine gemeinsame Begehung unseres Büro-Turms. Es handelt sich um ein modernes Gebäude, das erst 18 Jahre alt ist, aber trotzdem in vielen Bereichen nicht an die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Behinderungen ausgerichtet ist. Wir möchten jedoch allen Mitarbeiter:innen einen guten Arbeitsplatz bieten und da lernt man erst durch die Sicht von Betroffenen, worauf es wirklich ankommt.“

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