“Mehr Bewusstsein kam mit meinen Kindern”

Sebastian Kroth lebte in Japan und Australien. Bei der Coca-Cola Company war er Brand Director für die Region Western Europe. Mit Ende 30 entschied er sich für einen ganz anderen Weg. Heute ist der 41-Jährige Zweifach-Gründer – auch, weil er die Welt diverser und zu einem besseren Ort machen möchte.

Zwei Töchter und ein Sohn – als das Gespräch mit Sebastian Kroth nach gut einer Viertelstunde auf seine Kinder kommt, gerät er ins Schwärmen: „Sie sind der Grund, warum ich darüber nachgedacht habe, was ich wirklich mit meiner Zeit anfangen möchte.“

Ursprünglich als Fußballprofi ins Berufsleben gestartet, absolvierte der gebürtige Rheinländer ein Trainee-Programm bei Coca-Cola. Junior Brand Manager, Senior Brand Manager, Brand Manager, Brand Director – Schritt für Schritt ging es nach oben, bis Sebastian Kroth sich fragte, ob er das, was er aktuell tut, für immer tun möchte. „Mein Verantwortungsbewusstsein hat sich mit den Kindern gesteigert – es war ein Entwicklungsprozess“, erzählt er.

Wohl unvermeidlich dabei: Die Entscheidung, nach der Festanstellung bei der Coca-Cola Company neue Wege zu gehen. Wie die inzwischen aussehen? Als Chief Marketing Officer (CMO) verantwortet er das Marketing bei Alrighty, einer Marke, die die Kaffeewelt fairer und nachhaltiger machen möchte, sowie bei Funq‘, einem Hersteller von zuckerarmem Sirup in Tetra-Paks. Eine ganz besondere und spannende Kombination.

Jane Godall ist Botschafterin

Seine Entscheidung bereut Sebastian Kroth bis heute nicht. Bei Alrighty arbeitet er Seite an Seite mit Volker Meyer-Lücke und Daniel Rizzotti, beide ausgewiesene Kaffee-Experten und viele Jahre lang für den Kaffee-Hersteller Dallmayr in München tätig. Zwölf Mitarbeiter*innen sind für das Unternehmen am Standort München tätig, im Werksviertel wurde eigens dafür eine Kaffeerösterei gebaut. Fußballtorwart Manuel Neuer ist Gesellschafter, Umweltaktivistin Jane Godall ist Botschafterin.

Aktuell werden über 50 Prozent der Kaffeebohnen bei Alrighty von frauengeführten Farmen bezogen. „Die Haltung und enorme Expertise von Volker Meyer-Lücke und Daniel Rizzotti und wie sie an das Projekt herangegangen sind, haben mich überzeugt“, sagt Sebastian Kroth. „Ich wollte von Grund auf ein Unternehmen aufbauen, das Gutes tut und Impact schafft.“ Das gelingt, indem Alrighty die Probleme beim Thema Kaffee an der Wurzel packt.

Alrighty arbeitet nach der eigens entwickelten „Caretrade“-Philosophie. Das Unternehmen bezieht Kaffeebohnen ausschließlich von Farmer*innen, die entweder jung, weiblich oder aus Afrika sind. Diese sind laut den Gründern diejenigen, die bislang in der Kaffeeindustrie zu wenige Chancen erhalten. Sie wollen so die Vielfalt im Kaffee schützen.

„Es ist ein Stück Hilfe zur Selbsthilfe mit großer Wirkung für die Frauen vor Ort: Sie können ihre Familien besser versorgen.“

Ein Beispiel: „La Morena“, eine Kaffeefarm in Kolumbien, in der Frauen in der Verantwortung sind. Während Farmerinnen üblicherweise vor allem die Rolle des Kirschenpflückens zukommt, werden die aktuell 100 Mitarbeiterinnen in „La Morena“ in Betriebswirtschaft, Einkauf, Verkauf, Farmmethoden und Co. geschult. „Indem wir die Produktivität und Anbaumethoden langfristig besser gestalten, erhöhen wir das Einkommen vor Ort“, erklärt Sebastian Kroth.

Selbst eine einfache Veränderung, zum Beispiel, wie man die Kaffeepflanzen beschneidet, erhöhe den Ertrag. „Es ist ein Stück Hilfe zur Selbsthilfe mit großer Wirkung für die Frauen vor Ort: Sie können ihre Familien besser versorgen und die Kinder in Schulen schicken. Die Basis von allem ist für uns hochqualitativer Kaffee – nachhaltig und fair produziert.“

Kaffee – fair und nachhaltig, das wollen die Gründer von „Alrighty“ Volker Meyer-Lücke, Sebastian Kroth und Daniel Rizzotti.

Synergien, die ihn bereichern

Was Sebastian Kroth an seiner täglichen Arbeit bei Alrighty und Funq‘ besonders schätzt: „Erfahrungen in beiden Unternehmen zu machen und diese auf das jeweils andere Projekt zu übertragen. Ich lerne auf beiden Seiten, das finde ich eine sehr gute Konstellation. Die Synergien, die entstehen, bereichern mich.“

Auch Sebastian Kroths Vater ist selbstständig. Ein Unternehmer-Gen, das da ohnehin schon immer in ihm schlummerte? „Nicht unbedingt“, sagt Sebastian Kroth. „Bei mir war es vielmehr der Mut, nach vorne zu gehen. Auch im Corporate-Umfeld habe ich das getan. Das führte auch dazu, warum ich bei Coca-Cola überhaupt Karriere machen konnte. In die Selbstständigkeit zu gehen, war für mich dennoch ein großer Schritt. Ich bin keine One-Man-Show. Ich war immer ein Teamplayer – alleine zu gründen, kam für mich daher nie in Frage. Umso besser, dass ich nicht nur bei Alrighty mit tollen Kolleg*innen zusammenarbeite, sondern Funq‘ gemeinsam mit Fabian und Michael aufbauen kann.“ Fabian Roschig und Michael Schwarz waren Sebastians Kollegen bei Coca-Cola – auch bei Funq‘ hat er zwei Top-Experten der Branche an seiner Seite.

 

Einer für alle, alle für einen: (v.l.) Fabian Roschig, Michael Schwarz, Sebastian Kroth von Funq’.

FC Viktoria 1889 Berlin

… ist ein weiteres Invest von Sebastian Kroth. FC Viktoria 1889 Berlin ist ein Fußball-Regionalliga-Frauenteam, das in die 1. Bundesliga aufsteigen möchte. Sebastian Kroth ist in prominenter Gesellschaft: Unternehmerin Verena Pausder gilt als Gesicht der Investor*innen. Persönlichkeiten wie Franziska van Almsick, Dunja Hayali, Carolin Kebekus und der Gründer der Werbeagentur Jung von Matt, Jean-Remy von Matt, haben ebenfalls investiert. Im August kamen 94 neue Unterstützer*innen hinzu und brachten 1,2 Millionen Euro. Insgesamt zählt der Club 181 Förderer und Förderinnen, über 70 Prozent sind Frauen. Sebastian Kroth sagt als ehemaliger Fußballprofi: „Viktoria ist ein Herzensprojekt von mir. Ich fand die Idee von Anfang an spannend. Am meisten fesselt mich, dass Expert*innen dabei sind. Unabhängig vom fußballerischen Erfolg hat Viktoria sehr viel Strahlkraft und einen Role-Model-Charakter außerhalb des Sports.“

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