„Menschen sind das größte Kapital eines Unternehmens“

Jana David-Wiedemann führt die Agentur BBDO Wien mit Expertise und klarer Kommunikation. Sie ist ein Profi, wenn es darum geht, die Zeichen der Zeit zu deuten und Botschaften als klare Signale zu setzen. Daher freut es uns sehr, Jana David-Wiedemann als Diversity Leader und Role Model für mehr Vielfalt in der Wirtschaft vorstellen zu dürfen. Das Interview führte Nadia Weiss für Weconomy.

Jana David-Wiedemann: Die Faszination für „Mad Men“ im Hinblick auf die Kreativität ist nachvollziehbar. Es zeigt eine Leichtigkeit, eine Entspanntheit, die eine gefühlt zwanglose Gestaltung stattfinden lässt. Auch weil Kreativität in dieser Zeit noch ein durchaus rares Gut war.

Wer genau schaut, entdeckt bei Mad Men jedoch unter der polierten Männerdominanz erste Ansätze gesellschaftlicher Umbrüche wie die Emanzipation von Frauen oder die Thematisierung von Bürgerrechten ebenso wie Homosexualität. Ein paar Jahrzehnte später hat sich unsere Gesellschaft deutlich verändert und Diversity ist momentan das „Hot Topic“ – auch in ihren Ansprüchen an Werbung. Besonders in jüngeren Generationen ist Political Correctness als Kriterium für Kommunikation generell nicht wegzudenken. Werbung agiert immer im gesellschaftlichen Kontext, um relevant zu sein. Ändert dieser sich, wird auch das Spielfeld für Kreativität und ihre kommunikativen Regeln beeinflusst.

Sind die „Mad Men“ also heute aus der Zeit gefallen?

Die Werbebranche ist noch immer auf den ersten Blick eine sehr stark von Männern bespielte Szene. Doch wenn man genau hinschaut, sieht man, dass immer mehr Frauen eine führende Rolle haben. Dieser zunehmende Mix ist ein Zeichen des Generationenwandels. Diese Veränderung zahlt definitiv auf ein viel mehr weibliches „Leadership“ ein. Für mich ist das schön zu beobachten. Wir von BBDO Wien sind Vorreiter:innen. Bei uns sind New Work, Flexibilität und Female Empowerment keine Trendwörter. Bei uns war es bereits vor vielen Jahren selbstverständlich, eine ausgewogene Geschlechterverteilung in der Geschäftsleitung und anderen führenden Positionen zu haben. Dieser Anspruch an Förderung und Wachstum von Mitarbeiter:innen im Sinne der Gleichbehandlung hat durchaus mit unserer strategischen DNA zu tun, gesellschaftliche Entwicklung sehr ernst zu nehmen und sehr früh zu antizipieren.

 

„Wir müssen offen sein und Sensibilität für die Gesellschaft zeigen, sowohl bei der Suche nach neuen Teammitgliedern als auch bei ihrer fachlichen Bewertung”.

 

Können Sie anderen Unternehmen ein paar Tipps geben, wie es gelingt mehr Diversität zu fördern?

Wichtig ist, Karrieremöglichkeiten aktiv anzubieten und junge Talente von Beginn an – schon als Berufseinsteiger:innen – zu fördern. Wir müssen offen sein und Sensibilität für die Gesellschaft zeigen, sowohl bei der Suche nach neuen Teammitgliedern als auch bei ihrer fachlichen Bewertung. Dazu gehört auch ein stärkeres Bewusstsein dafür, dass diverse Teams einen hohen Mehrwert bieten, um unsere Arbeit neu zu konzipieren. Diverse Teams gewinnen neue Perspektiven, durch die Dinge ganz anders gedacht werden. Wenn man sich an diese Kriterien hält, dann wird man auch glaubwürdig und authentisch.

Würden Sie eher dazu raten, sich zunächst auf ein bestimmtes Themenfeld, wie zum Beispiel Geschlechtergerechtigkeit oder Altersdiskriminierung, zu konzentrieren?

Es gibt Themen, die sich für Unternehmen und Marken besonders gut eignen, weil sie in der DNA stecken und dadurch über eine hohe Glaubwürdigkeit verfügen. Auf diese zu setzen, erleichtert den Zugang und die stetige Weiterentwicklung von Initiativen und deren Kommunikation. Man muss nicht zu allen Diversity Themen vollumfänglich eine Lösung haben. Es ist jedoch wichtig, sich mit den Themen zu befassen und erst dann zu sprechen, wenn man wirklich etwas zu sagen hat.

Wechseln wir noch zum heißen Topic „New Work“. Registrieren auch Sie, dass durch die Corona-Jahre ein Umdenken hinsichtlich der Arbeitsmodelle stattgefunden hat?

Wir bei BBDO Wien reagieren sehr sensibel auf den Markt und das beutetet auch, dass wir sehr nah an den Bedürfnissen der Menschen sind. Das ist ein Teil unserer Führungsqualität. Für uns ist der Mensch das Maß aller Dinge: Egal, ob es die Menschen als Mitarbeiter:innen sind, Menschen, die wir als Zielgruppen ansprechen oder Menschen, die unsere Kund:innen sind. New Work ist eine interessante Spannung aus Flexibilität für die Mitarbeiter:innen und einem doch ganz klarem Regelwerk, das uns allen Orientierung gibt, diese Flexibilität auch zu leben. Neben Flexibilität braucht New Work auch Diversity und Female Empowerment – Werte, die wir wirklich leben. Ein Vorteil meiner Rolle ist, andere Frauen durchs Vorleben zu bestärken – zuerst fördern und dann fordern.

Was meinen Sie konkret mit „fördern“?

Wir haben den Anspruch unseren Mitarbeiter:innen fachlich, handwerklich, menschlich, im Miteinander, hinsichtlich der Führungsqualitäten viel mitzugeben. Also all diese Dinge, die uns bei der Arbeit und als Werte wichtig sind, möchten wir vermitteln. Denn Menschen sind das größte Kapital, das wir als Unternehmen haben.

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