So werdet ihr zum Gestalter des AI Hypes

Die Einführung von KI in Unternehmen ist mehr als nur ein technologischer Fortschritt. Mission Female Member und Transformationsexpertin Christina Albrecht erläutert, wie Unternehmen sicherstellen können, dass ihre Mitarbeiter*innen aktiv zur Veränderung beitragen und davon profitieren.

Die Einführung von Künstlicher Intelligenz (AI) in Unternehmen ist mehr als nur ein technologischer Fortschritt; es ist eine transformative Kraft, die die Art und Weise, wie wir arbeiten und Geschäfte machen, neu definiert. Doch wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter*innen nicht nur Teil dieser Veränderung sind, sondern auch aktiv dazu beitragen und davon profitieren?

AI Verankerung mittels 2 Ebenen denken und integrieren: horizontal und vertikal

Horizontal: Hier gilt es, alle Mitarbeitenden mit auf die Reise zu nehmen, ihre Ängste zu sehen, sie zu motivieren und vor allem darin Kollegen*innen zu befähigen (gen)AI anzuwenden. 

Vertikal: Hier geht das darum Use, oder besser noch, Value Cases in die Organisation zu integrieren, damit sie wertgenerieren.

Horizontales Enabling – Verankerung bei Mitarbeitenden

Das horizontale Enabling hat den Schwerpunkt darin, Mitarbeiter*innen für AI begeistern und befähigen, denn gerade genAI wird das neue Office. Die GPT Chatbots werden in den Unternehmen mehr oder weniger breit zur Verfügung stehen. Horizontal der breiten Masse an Mitarbeitenden.

Ich vergleiche das gerne damit, als die Schreibmaschine durch Office ersetzt wurde. Natürlich gab es dazwischen unterschiedliche Textverarbeitungsprogramme und natürlich gibt es da auch immer noch einen gewissen Wettbewerb, aber letztendlich wurde Office die Commodity der Bürokommunikation, aber nicht wirklich vertikal integriert. 

Chatbots und Bild- und Videobearbeitung verbreiten sich nur so rasant, weil die Anwendung so nahbar ist für uns und wir spielerisch an die Dinge herangehen können. Die Nutzung macht Spaß und hilft im digitalen Alltag. Das nimmt Berührungsängste und ist enorm wichtig. Denn um Mitarbeiter*innen für AI zu begeistern, müssen Unternehmen eine Kultur der Neugier und des lebenslangen Lernens fördern. Dies beginnt mit einer klaren Kommunikation darüber, was AI ist und was sie leisten kann. Workshops, Seminare und interaktive Sessions können das Bewusstsein schärfen und mit spielerischen Formaten das Interesse wecken. 

Darüber hinaus ist es entscheidend, dass Mitarbeiter*innen Zugang zu Ressourcen und Schulungen haben, um ihre Fähigkeiten im Umgang mit AI zu entwickeln. Interaktive Learn2Prompt Formate, AI Hackatons, Werkstätten und ein “AI Activator”-Programm können dabei helfen, Botschafter*innen innerhalb des Unternehmens zu schaffen, die ihre Kolleg*innen inspirieren und anleiten.

AI-Activators sind Botschafter*innen oder Ambassadore. Sie bilden einen Kreis von Mitarbeitenden aus Unternehmen. Diese tragen das Thema in die Teams und ins Unternehmen. Als Multiplikator*innen schaffen sie so die Basis dafür, dass sich später wirkungsvolle und nachhaltige Konzepte rund um das Thema GenAI entwickeln können. 

Dabei kann man grundsätzlich zwei Typen unterscheiden: Zum einen die Botschafter*innen vom Typ der horizontalen Multiplikatoren. Sie begeistern, nehmen Ängste und bringen das Thema vor allem in die Breite, versuchen es bekannt zu machen. Für sie ist es wichtig, abteilungsübergreifend tätig zu sein. 

Vertikales Enabling – Veränderung und Mehrwert durch AI gestalten

Zum anderen braucht es AI-Activators, um einen nachhaltigen Mehrwert zu schaffen. Sie agieren eher vertikal, bringen eine tiefe fachliche Expertise mit und sind treibende Kräfte in der Wertschöpfungskette. Sie brauchen ein tieferes Verständnis für die Prozesse im Unternehmen, aber auch für die Einsatzmöglichkeiten der Technologie, tragen so stärker zu einer langfristigen Transformation bei und begleiten die AI (Use) Value Cases.

AI bietet Unternehmen die Möglichkeit, Prozesse zu optimieren, Entscheidungsfindung zu verbessern und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Um diesen Mehrwert zu realisieren, müssen Unternehmen über Chatbots und Zeichenfunktionen hinausdenken und AI in ihre Kerngeschäftsstrategie integrieren. Dafür braucht das Unternehmen neben den AI-Activators ein Change Programm, in dem neben der Planung und Entwicklung von AI-Lösungen, die spezifisch auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten sind, die Menschen mitgenommen werden. 

Der AI Change ist substanzieller

Wir müssen verstehen, dass eine erfolgreiche Transformation über Menschen und Teams läuft. Das ist bei jeder Veränderung so, besonders wenn die Veränderung so arbeitsverändernd wird, wie mit (gen)AI. Ich begleite seit über 15 Jahren Teams und Unternehmen in solchen Prozessen. Anfang und Mitte der Nullerjahre, während des IT-Booms, begannen Unternehmen, Arbeitsplätze und IT und aus weiteren Geschäftsprozessen auszulagern. Plötzlich gab es Mitarbeitende und Lieferant*innen auf der ganzen Welt. Mitte der Zehnerjahre holten Unternehmen wieder mehr Arbeitskräfte zurück, Innovation, Geschwindigkeit und selbstverantwortliches Arbeiten stand im Fokus. Für die Prozesse hieß das wieder Veränderung. Auch der Wandel verändert sich. Wie wir gerade beobachten können, bei Transformation durch KI: Denn dieser Wandel ist deutlich substanzieller als die vorangegangenen Veränderungen der Automatisierung und Digitalisierung. Und dabei ist es am wichtigsten, die Menschen im Unternehmen mitzunehmen. Gerade jetzt im GenAI-Boom.

Wie kann das gelingen?

Indem wir zwei Denkweisen berücksichtigen: Zum einen ist es wichtig, dass wir verstehen, welchen Wert die Mitarbeitenden in der AI-Transformation haben und ihre Ängste und Bedenken hören. Und gleichzeitig müssen wir die Werte des Unternehmens im Auge behalten und so mit dem Team und für das Team zukunftsorientiert handeln. Ich wende dafür gerne die Appreciative Change oder Inquiry Ansatz an. Der Ansatz des Appreciative Inquiry – übersetzt wertschätzende Erkundung –  verbindet beide Denkweisen sinnvoll miteinander. Er hilft den Mitarbeitenden, positiv in die Zukunft zu denken.

Wichtig ist in jedem Fall ein Change-Framework, das positive Erfahrungen in den Vordergrund stellt und damit eine positive Grundhaltung gegenüber Veränderungen durch AI schafft. So fördern wir das konstruktive werteorientierte Denken in den Teams. Wir geben ihnen die Möglichkeit, verantwortlich mitzugestalten. Veränderung findet nicht über ihre Köpfe hinweg statt.

Enorm wichtig ist dabei, klare Leitplanken zu schaffen, in denen die Mitarbeitenden agieren können. Sie erhalten so einen klaren Handlungsspielraum. Idealerweise nehmen wir das mit auf die Reise, was bereits gut funktioniert, und nutzen diese Erkenntnisse als Basis für zukünftige Neuerungen mit AI. Dinge, die nicht funktionieren, werden frühzeitig aktiv angesprochen und positiv verändert.

Was sich vor allem aber auch verändert, sind die Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Mitarbeitenden und Rollen im Unternehmen.

Neue Rollen im AI Ökosystem

Mit der Einführung von AI entstehen neue Rollen und Karrierewege. Es entfallen aber auch Aufgaben wie, dedizierte Recherchearbeiten, Massenbearbeitung von Texten, etc. Die Liste ist lang und verändert sich ständig. Und es kommt hinzu, dass in manch einem Produkt Team KI eine dedizierte Rolle übernimmt, wie beispielsweise das Verfassen von User Stories oder das automatisierte Testen bestimmter Funktionalitäten. 

AI als Teamkolleg*in, das ist wirklich neu und hat eine gewisse Dynamik für die Aufgaben den Verantwortungsstrukturen in Teams. So entstehen im AI Operating Model neben technologiegeprägten Rollen wie Datenwissenschaftler, MLOps Engineers, vor allem auf neue Rollen wir AI-Trainer, Ethikbeauftragte und mehr. 

Unternehmen müssen diese Rollen definieren und die entsprechenden Kompetenzen innerhalb ihrer Teams aufbauen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter*innen ein Grundverständnis von AI haben, um effektiv im AI-Ökosystem zu arbeiten.

Pitfalls, Herausforderungen und Lösungswege

Die Implementierung von AI ist nicht ohne Herausforderungen. Datenschutzbedenken, ethische Fragen und der Mangel an qualifizierten Fachkräften sind nur einige der “Pitfalls”, denen Unternehmen begegnen können. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, müssen Unternehmen klare Richtlinien und Governance-Strukturen schaffen. Sie sollten auch Partnerschaften mit Bildungseinrichtungen und anderen Organisationen in Betracht ziehen, um Talente zu entwickeln und Best Practices zu teilen.

Good Practices für den Erfolg

Erfolgreiche Unternehmen nutzen AI, um echte Probleme zu lösen und echten Wert zu schaffen. Sie experimentieren, lernen aus Fehlern und passen sich schnell an. Vor allem fördern sie eine Kultur der Offenheit und des Teilens von Wissen und stellen den Menschen in den Mittelpunkt ihrer AI-Strategie. Sie denken in die Breite – horizontal -, indem sie sicherstellen, dass Technologie die Arbeit erleichtert und bereichert, anstatt sie zu ersetzen. Und sie denken in die Tiefe – vertikal –, indem sie AI in die Wertschöpfung integrieren. Indem Unternehmen diese Prinzipien befolgen, können sie nicht nur die “Pitfalls” vermeiden, sondern auch einen Weg zum Erfolg im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz ebnen.

 

Zur Autorin:

Christina Albrecht hat 25 Jahre Erfahrung in der IT Management- und Strategieberatung und hat verschiedene nationale und internationale Konzerne transformiert. Aktuell ist sie Senior Director Transformation bei Exxeta. In der Vergangenheit hat sie zahlreiche Tech-Unternehmen, IT- und Finanzdienstleister beraten. Christina Albrechts Herz schlägt für die nachhaltige und wertorientierte Transformation von Organisationen und Systemen. Sie glaubt fest an die erfolgreiche Verankerung von Daten, Technologie und Menschen in der Wertschöpfung und an die daraus hervorgehenden vereinten positiven Kräfte.

Mission Female GmbH:

Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voranzukommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.

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