Sprechen Sie Ally?

Beim Thema Identitätspolitik mitreden: Hier sind einige Begriffe, die man kennen sollte.

Ableismus

Der Begriff basiert auf dem Englischen „to be able“. Man versteht darunter die strukturelle Diskriminierung von Menschen mit Behinderung. Dabei werden zwei Arten unterschieden: Die Abwertung der Person durch Ungleichbehandlung und die diskriminierende Aufwertung – wenn ein Mensch die Rückmeldung bekommt, dass er trotz seiner Behinderung fähig zu etwas Bestimmtem sei.

Blackface

Wenn sich eine weiße Person das Gesicht mit brauner oder schwarzer Farbe bemalt, um auf der Bühne eine schwarze Figur zu spielen, wird von Blackfacing gesprochen. Der Begriff geht auf die Minstrel Shows zurück, die in den 1820er Jahren Sprache, Tanz und Alltag von Afroamerikaner:innen karikierten. Während Blackface in den USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend als rassistisch erkannt wurde, geriet es in Mitteleuropa erst 2010er Jahre stark in die Kritik. Auch das Schwarzschminken im Rahmen anderer Traditionen wie z. B. beim Sternsingen, fällt unter Blackfacing.

cis

„cis“ heißt auf lateinisch „diesseits“. Damit wird bezeichnet, dass sich ein Mensch mit dem Geschlecht identifiziert, das ihm spätestens bei der Geburt aufgrund seiner sichtbaren körperlichen Geschlechtsmerkmale zugewiesen wird. Das Wort wird seit den Neunzigern als Gegenstück zu „trans“ verwendet, um deutlich zu machen, dass das Gegenteil von trans nicht einfach „normal“ ist. Wichtig: „cis“ hat nichts mit sexueller Orientierung zu tun.

Deadname

Wenn Transpersonen ihr biologisches Geschlecht ihrem empfundenen angleichen, ändern sie zumeist auch ihren Vornamen. Der Name, den ihre Eltern ihnen bei der Geburt gaben, ist dann „tot“. Sie trotzdem noch mit diesem Namen anzusprechen oder ihn zu erwähnen, gilt als respektlos.

Flinta*

Dieses Akronym bezeichnet Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nonbinäre, Transgender und Agender (geschlechtslose Menschen). Der angehängte Asterisk dient als Platzhalter für alle Personen, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden, aber dennoch von Marginalisierung betroffen sind.

Hybridität

Damit werden Identitäten bezeichnet, deren Elemente aus verschiedenen kulturellen Kontexten stammen. So können etwa bei migrierten Menschen verschiedene kulturelle Phänomene miteinander vermischt werden, sodass von einer „migrantischen“ Kultur gesprochen wird. Dabei handelt es sich nicht um Übergangsphänomene, sondern um eine eigene soziale Wirklichkeit.

Kulturimperialismus

Darunter wird die zielstrebige und systematische Ausweitung eines kulturellen Macht- und Einflussbereiches verstanden. Andere kulturelle Erfahrungsräume werden verdrängt und untergeordnet. Kulturimperialismus zeigt sich etwa, wenn weiße Menschen BIPoC* ihre Rassismuserfahrungen absprechen oder wenn eine Einrichtung Religion zur Privatsache erklärt, sich aber gleichzeitig nach nur christlichen Feiertagen richtet.

Marginalisierung

So wird die Verdrängung von Individuen oder Bevölkerungsgruppen an den Rand der Gesellschaft genannt. Die Verdrängung kann unter anderem geografisch, wirtschaftlich, sozial oder kulturell sein. In den meisten Fällen findet sie auf mehreren Ebenen gleichzeitig statt. Marginalisierung beinhaltet den Verlust von Ressourcen, Einflussmöglichkeiten sowie Status und kann sich auf die psychische und körperliche Gesundheit auswirken. Dabei sind nicht nur Minderheiten betroffen. Ein Beispiel: In einer patriarchalen Gesellschaft wird Weiblichkeit marginalisiert, obwohl Frauen keine Minderheit sind.

People of Color (PoC)

Hier handelt es sich um eine Selbstbezeichnung für Menschen (Person of Color) oder Communities (People of Color), die Rassismus erfahren. Die eigentliche Hautfarbe der Betroffenen spielt dabei keine zentrale Rolle. Der Begriff zielt darauf ab, die Strategie der weißen Dominanzgesellschaft des Teilens und Herrschens zu unterlaufen, die rassifizierte Gruppen gegeneinander ausspielt, indem sie sie hierarchisiert und ihnen unterschiedliche Privilegien gewährt. Ebenfalls häufig verwendet wird das Akronym BIPoC, das die spezifischen Erfahrungen schwarzer und indigener Menschen betont.

Powersharing

Die wörtliche Übersetzung ist „Macht teilen“. Beim Powersharing geht es darum, dass sich privilegierte Menschen ihrer Vorteile bewusst werden und ihre Privilegien mit Menschen zu teilen, die benachteiligt werden – etwa, indem man seinen Einfluss nutzt, um Plattformen für diese Personen zu schaffen, oder dadurch, dass man Räume zur Verfügung stellt, die marginalisierten Menschen als Schutzraum dienen können.

Safe Space

Safe Spaces sind – analoge oder digitale – Räume, in denen sich Personen sicher fühlen und in denen sie ihre Diskriminierungserfahrungen teilen und sich gegenseitig empowern können.

Sekundärer Rassismus

Der Sozialarbeiter und Rassismusforscher Claus Melter hat diesen Begriff eingeführt. Er bezeichnet die Abwehrhaltung rassistisch nicht diskreditierbarer Menschen dagegen, Rassismuserfahrungen zu thematisieren, ihn als gesellschaftliche Normalität anzuerkennen, sich mit Rassismusvorwürfen reflektiert auseinanderzusetzen und bei diesem Thema Verantwortung zu übernehmen.

weiß

Schreibt man weiß kursiv und klein, ist damit nicht unbedingt die Hautfarbe eines Menschen gemeint, sondern seine Positionierung in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft.

White Washing

Damit wird eine Praxis in der Film- und Theaterbranche beschrieben, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts kaum hinterfragt wurde: Nicht-weiße Charaktere werden mit weißen Schauspieler:innen besetzt oder weiße Figuren erfunden, um die Geschichte dann aus ihrer Perspektive zu erzählen. Auf diese Weise werden BIPoC* unsichtbar gemacht. Das umgekehrte Verhältnis – weiße Charaktere werden mit BIPoC* Schauspieler:innen besetzt – hat dagegen Seltenheitswert.

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