Sunday Scaries bei Gen Z: WEconomy-Generationenstudie enthüllt wachsende Angst vor der Arbeitswoche

Noch nie zuvor haben so viele Generationen Seite an Seite gearbeitet. Doch insbesondere die Gen Z kämpft mit wachsendem Stress. Welche Herausforderungen das für Unternehmen bedeutet und wie sie die Stärken des Generationenmixes erfolgreich nutzen können, beleuchtet die WEconomy-Generationenstudie.

40 Jahre und mehr trennen heute die jüngsten von den erfahrensten Kolleg:innen in Unternehmen. Diese beispiellose Generationenvielfalt entsteht, weil junge Menschen durch beschleunigte Bildungswege früher in den Arbeitsmarkt eintreten, während die Anhebung des Pensionsantrittsalters Ältere länger im Berufsleben hält. Unterschiedliche Werte, Arbeitsweisen und Lebensstile prallen dadurch aufeinander. Doch eines ist klar: Altersdiversität birgt nicht nur Herausforderungen, sondern enormes Potenzial – vorausgesetzt, die Bedürfnisse aller Generationen werden erkannt und ein aktiver Dialog gefördert.

Die Arbeitswelt vereint derzeit fünf Generationen, wobei Babyboomer, Generation X, Y und Z den Arbeitsmarkt dominieren. Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, Barrieren zwischen den Altersgruppen abzubauen und das volle Potenzial diverser Teams zu entfalten. Die im Auftrag von Ketchum für sheconomy und PwC durchgeführte Generationenstudie zeigt, dass der Wissensaustausch generationenübergreifend geschätzt wird: 88 Prozent der Befragten empfinden die Zusammenarbeit über Altersgrenzen hinweg als bereichernd. Besonders deutlich wird dies bei der Innovationskraft: 85 Prozent sind überzeugt, dass Teams mit gemischten Altersgruppen bessere Lösungen entwickeln.

Zusammenarbeit über Altersgrenzen hinweg wird als bereichernd empfunden und fördert innovative Lösungen.

Wer harmoniert am besten?

Die Umfrage zeigt, dass Millennials (Generation Y), geboren zwischen den Achtzigern und frühen Neunzigern, als besonders beliebte Teamkolleg:innen gelten. Über 91 Prozent der Befragten arbeiten gerne mit dieser Generation zusammen. Auch die Generation X (Mitte der Sechziger bis Ende der Siebziger geboren) wird von 90 Prozent positiv wahrgenommen.

Anders verhält es sich mit der Gen Z, der jüngsten Generation im Arbeitsleben: Zwar geben über 71 Prozent an, gerne mit ihr zu arbeiten, doch insbesondere Millennials zeigen Vorbehalte – 44 Prozent von ihnen arbeiten ungern mit der Gen Z. Diese Spannungen könnten durch wirtschaftliche Unsicherheiten verstärkt werden. Denn während Babyboomer gelassener sind, sorgen sich Millennials und Gen Z sich besonders um ihre Zukunft, etwa durch Ängste vor einer unzureichenden Pension.

Die Herausforderungen der generationsübergreifenden Zusammenarbeit betreffen alle Altersgruppen gleichermaßen. Mehr als ein Drittel der Befragten berichtet von häufigen Missverständnissen, die oft auf Vorurteilen basieren. Babyboomern wird ein konservativer „Workaholic“-Lebensstil nachgesagt, Generation X mache für Geld alles, Millennials würden sich in Sinnfragen verlieren, und die Gen Z sei arbeitsscheu.

Die Wurzeln dieser Stereotypen liegen in den sogenannten Generationslabels, die Altersgruppen anhand historischer und sozialer Ereignisse kategorisieren. Trotz häufiger Kritik – insbesondere wegen der damit verbundenen negativen Vorurteile – bieten diese Labels eine hilfreiche Orientierung, um die Dynamik zwischen den Generationen besser zu verstehen.

Ein Weckruf für Unternehmen

Vorurteile erschweren die Zusammenarbeit erheblich: 31 Prozent der Befragten empfinden sie im Arbeitsumfeld als belastend. Besonders betroffen ist die Generation Z: Fast 37 Prozent fühlen sich nicht ernst genommen, bei den jüngsten Vertreter:innen sind es sogar mehr als 57 Prozent. Auch ältere Kolleg:innen stehen unter Druck: Ein Drittel berichten von Vorurteilen, die die Zusammenarbeit erschweren, mehr als die Hälfte hat Altersunterschätzung erlebt, und ein Viertel wurde sogar diskriminiert. Manisha Joshi, Business Director und Head of DEI bei Ketchum, appelliert in diesem Zusammenhang: „Jetzt ist die Zeit, Dialoge zu fördern, Hürden abzubauen und das Potenzial aller Generationen zu entfalten. Unternehmen, die aktiv werden, stärken nicht nur das Miteinander, sondern sichern sich langfristig ihren Erfolg.“

Gen Z ist unzufriedenste Altersgruppe

In Zeiten des Fachkräftemangels ist es entscheidend, die Bedürfnisse der Belegschaft zu erkennen und langfristig Arbeitskräfte zu binden. Dabei kommt den jüngeren Mitarbeiter:innen eine besondere Bedeutung zu, da die Generationen Y und Z inzwischen den größten Anteil der Erwerbspersonen stellen. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sie die unzufriedensten Altersgruppen sind: Während 88 Prozent der Babyboomer ihre Arbeit als erfüllend empfinden, liegt dieser Wert bei der Gen Z bei nur 66 Prozent. Auch die Belastung am Arbeitsplatz ist ungleich verteilt: Über 40 Prozent der Gen Z fühlen sich ausgebrannt, verglichen mit 24 Prozent der Babyboomer. Besonders alarmierend ist der sogenannte „Sunday Scaries“-Effekt: Fast die Hälfte der Gen Z verspürt bereits am Sonntagabend Angst vor der bevorstehenden Arbeitswoche. Zum Vergleich: Bei den Millennials ist es knapp ein Viertel, bei der Generation X und bei den Babyboomern unter 20 Prozent.

Work-Life-Balance und soziale Aspekte

„Diese Ergebnisse sind ein deutlicher Weckruf. Unternehmen müssen nicht nur die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen anerkennen, sondern auch gezielt Maßnahmen ergreifen, um jüngeren Mitarbeitenden ein unterstützendes und entlastendes Arbeitsumfeld zu bieten“, betont Barbara Redlein, Partnerin und Head of DEI bei PwC Austria.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Work-Life-Balance. Besonders die Generation X und Z reagieren sensibel: 67 Prozent stören sich daran, außerhalb der Arbeitszeiten telefonisch kontaktiert zu werden. Noch deutlicher wird die Ablehnung bei E-Mails am Wochenende, die 57 Prozent als übergriffig empfinden – insbesondere die Generation X.

Der soziale Aspekt am Arbeitsplatz ist für viele Mitarbeitende ebenfalls entscheidend. 64 Prozent der Befragten geben an, produktiver zu sein, wenn Kolleg:innen zugleich Freund:innen sind. Für mehr als die Hälfte ist der Arbeitsplatz sogar ein Ort, um Freundschaften zu knüpfen. Aktivitäten außerhalb der Arbeit, wie gemeinsame Unternehmungen, werden besonders von Millennials geschätzt. Allerdings empfindet fast die Hälfte der Generation Z solche Aktivitäten als belastend – deutlich mehr als die 33 Prozent der Millennials, die dies so sehen.

Vielfalt als Erfolgsfaktor

Trotz vieler Herausforderungen sieht sheconomy Chefredakteurin Michaela Ernst generationsübergreifende Zusammenarbeit als große Chance, die aktiv genutzt werden müsse. „Jetzt liegt es an den Unternehmen, dieses Potenzial zu erkennen und den Austausch gezielt zu fördern“, plädiert sie. Der Schlüssel liegt in einem offenen Dialog und der Entwicklung von Arbeitsmodellen, die für alle Altersgruppen attraktiv sind. So wird Diversität nicht nur zu einem Erfolgsfaktor – sondern auch zu einer wertvollen Ressource für die Zukunft.

Alle Studienergebnisse findet ihr im Factsheet.

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