Seon-Young Rang und Julia Kreyler-Valsky brennen für Vielfalt. Bis zum Sommer 2022 verantworteten sie das Diversitätsmanagement der Erste Group in Zentral- und Osteuropa, dann der Sprung ins kalte Wasser. „Es war ein logischer Schritt für uns zu gründen“, so Seon-Young Rang. „Wir haben immer schon datenbasiert gearbeitet und waren auf der Suche nach einem Tool, um Inklusion messbar und damit für Unternehmen steuerbar zu machen. Da es das am Markt nicht gab, haben wir es einfach selbst entwickelt.“ Seither begleiten die beiden End-Dreißiger Unternehmen und Organisationen aller Größen und Branchen auf ihrem Weg hin zu einer Unternehmenskultur, die Vielfalt feiert und das ihr innewohnende Potenzial nutzt.
It’s 2023
Ob globale Pandemie, steigende Inflation oder Fachkräftemangel – die Krisen, mit denen sich Unternehmen heute konfrontiert sehen, sind zahlreich. Um in einer so disruptiven Welt zu bestehen, brauchen Unternehmen vor allem eins: die besten Köpfe für die stärksten Teams. Und genau hier kommt das Thema Vielfalt und Inklusion ins Spiel. Divers zusammengesetzte Teams sind innovativer als homogene Gruppen und viel eher fähig, in komplexen Situationen neue Lösungen zu finden – das belegen zahlreiche Untersuchungen. „Auf eine Welt, die enorm divers ist, gilt es, mit Vielfalt zu antworten“, so Julia Kreyler-Valsky. „Nur so können Unternehmen die Lebensrealitäten ihrer Mitarbeiter:innen und Kund:innen wirklich verstehen und Antworten geben.“ Dass dies noch nicht überall der Fall ist, liegt am noch fehlenden Wissen und Verständnis des Themas Inklusion. Und das kann oft teuer werden: Erst unlängst wurde bekannt, dass etwa die Fondsmanagement-Branche 3 Milliarden Dollar liegen lässt – einfach deshalb, weil sie die Lebensrealitäten und Bedürfnisse von Frauen nur unzureichend versteht und anspricht.
Start at the beginning
Wie nähert man sich als Unternehmer:in dem Thema Vielfalt nun am besten? „Evidenzbasiert“, so die knappe Antwort von Julia Kreyler-Valsky. Was heißt das genau? Zuallererst gilt es zu definieren: Was bedeutet Diversität und Inklusion für mich, welche Themen brennen, und welche Ziele will ich erreichen? Dann folgt der analytische Blick auf Daten – das können HR-Daten sein, aus Interviews oder Umfragen gewonnene Daten oder auch Ergebnisse aus Prozess- und Strukturanalysen in Unternehmen. Darauf aufbauend wird die Strategie formuliert und eine Roadmap erstellt, die kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen enthält. Vor der Umsetzung werden in der Regel KPIs definiert, um Fortschritte messbar machen zu können.
Wider den Action Bias
„Wir sehen häufig Group Think und Action Bias in Unternehmen und sind angetreten, das zu ändern“, sagt Seon-Young Rang. Wie bitte? „Menschen rekrutieren oft Menschen, die ihnen ähnlich sind, und die sie in ihrer Meinung bestätigen. Keine gute Idee, wenn es um Innovationskraft oder gutes Risikomanagement geht.“ Außerdem setzen zahlreiche Organisationen blindlinks Maßnahmen, ohne die so wichtige Analysephase durchlaufen zu haben. „Hier appellieren wir an Entscheidungsträger:innen: lieber einen Schritt zurück machen, den Status quo fundiert betrachten und dann auf Basis von Daten die Strategie definieren.“
Mainstreaming matters
Und was dann? „D&I geht alle etwas an“, so Julia Kreyler-Valsky. „Es ist zwar toll, wenn Unternehmen eine für D&I verantwortliche Person oder Stelle haben. Viel wichtiger ist aber, dass Inklusion auch Chefsache ist und Manager:innen aller Ebenen und Unternehmensbereiche ihre Verantwortung wahrnehmen. Denn am Ende des Tages ist Inklusion eine Haltungsfrage.“ Diese Haltung zu definieren, in konkrete Schritte zu gießen und Erfolge zu messen, das haben sich Seon-Young Rang und Julia Kreyler-Valsky für die nächsten Jahre zum Ziel gesetzt. Wie stehen österreichische Unternehmen international da? „Das Wissen um die Bedeutung und das Potenzial von D&I in Unternehmen ist ausbaufähig“, so Seon-Young Rang. „Aber Unternehmen hierzulande sind für das Thema offen und bereit zu lernen. Und das ist der erste Schritt in eine sehr richtige Richtung.“
Über Inclusion Indicator Research & Advisory
Julia Kreyler-Valsky und Seon-Young Rang beschäftigen sich in ihrem Start-up mit evidenz- bzw. datenbasiertem Management von Diversität & Inklusion. Das gemeinsam entwickelte digitale Tool – der Inclusion Indicator – misst D&I in vier Unternehmensbereichen: Daten & Transparenz, Prozesse & Strukturen, Marke & Kommunikation sowie Kultur & Werte. Herzstück des Inclusion Indicator ist ein digitales Portal, das anhand eines Algorithmus die rund 100 erfragten Datenpunkte dem Grad von D&I in der Organisation zuweist. Nebst dem Tool und der maßgeschneiderten Beratung im gesamten D&I Spektrum ist das Unternehmen darauf spezialisiert, messbare Kriterienkataloge für D&I in ESG Frameworks zu erstellen.